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Ein Gastkommentar von Raimund Hesse
Chefredakteur BREEDERS CHRONICLE

„Ich habe in dieses System kein Vertrauen“, sagte erst vor etwa zwei Wochen Reiningprofi Volker Schmitt, der bis zum Derbysonntag noch dem WM-Auswahlkader angehörte, dann aber seinen Verzicht auf einen möglichen Mannschaftsplatz erklärte . Das gesamte Interview lesen Sie hier..

„Ich habe in dieses System kein Vertrauen!“ Was für eine einfach zu verstehende Aussage. So und ähnliche Äußerungen gab es zu Tausenden vor dem Mauerfall, dort hatten die Bürger der ehemaligen DDR auch kein Vertrauen in das System – natürlich ein weit hergeholter Vergleich, aber im Kern trifft es irgendwie zu.

Zu den Fakten: Vom letzten Montag bis Freitagmittag nahmen die neun Teilnehmer des WM-Auswahlkaders an einem speziellen Lehrgang im Bundesleistungszentrum des Deutschen Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf teil. Kay Wienrich, Bundestrainer Reining FN, und der amerikanische Trainer Don Boyd leiteten den sportfachlichen Teil, so weit, so gut. Denn mit Sicherheit wurden den Teilnehmern neue Horizonte eröffnet, die etwas mit Sportmanagement zu tun haben. Auch nicht von der Hand zu weisen, denn Wissen mitzubekommen, hat noch nie geschadet.



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Laut Zeitplan war der Lehrgang am Freitagnachmittag zu Ende, so dass die Teilnehmer abreisen konnten. Und am Samstag stand dann die Beiratssitzung auf der Agenda, wo dann die Mannschaft benannt werden sollte. Demzufolge hätten eigentlich alle neun Mannschafts-Anwärter am Samstagvormittag auf einen Anruf warten müssen, entweder vom DOKR-Beiratsvorsitzenden Andreas Mamerow oder Bundestrainer Wienrich, ob sie nun zum Team für Deutschland gehören oder nicht. Das wäre eine sinnvolle Vorgehensweise gewesen, und auch verständlich.

So wie es derzeit aussieht, ist es wohl etwas anders gelaufen. Unter dem großen Siegel der Verschwiegenheit wurden die Lehrgangsteilnehmer entlassen, nichts über die Gedanken des Duos Mamerow/Wienrich verlauten zu lassen. Nach Funktionärswillen sollen in Aachen Sylvia Rzepka, Maik Bartmann, Nico Hörmann, Grischa Ludwig und Alexander Ripper reiten. Zwar stehe noch die offizielle Beiratssitzung aus, auf der die Vorgenannten nur noch bestätigt werden müssen, aber das sei wohl fast so etwas wie eine Formalie.

Noch einmal zum Nachdenken – nicht zum denken, denn zwischen denken und nachdenken gibt es gewaltige Unterschiede: Also, das Fünferteam soll in Aachen für Deutschland reiten. Lassen wir einmal die genannten Personen außen vor, denn die Qualifikationen derer und der in Frage kommenden Pferde ist ein anderes Thema. Es geht ganz allein darum, dass Mamerow und Wienrich, Mamerow oder Wienrich im Einzelnen, mehr oder weniger das feingestrickte Muster einer Mannschaft dem restlichen DOKR-Beirat Reining als fertiges Konstrukt verkaufen wollen. Oder doch nicht?

Denn wie es sonst zu erklären, dass nichts nach draußen gelangen soll, bevor einen Tag später die Beiratssitzung vorbei ist? Das ist die Frage, auf die das „Kompetenzduo“ Mamerow und Wienrich eine plausible Antwort haben sollten. Es ist sehr fraglich, ob die restlichen, zumindest zwei oder auch drei, Beiratsmitglieder in große Jubellaute ausbrechen werden.

Da hätten wir zunächst den Vertreter der Deutschen Quarter Horse Association, Bernhard Hünnekens, der sich im letzten Jahr in den Beirat hat „berufen“ lassen, und seinen Vorgänger, seinen heutigen Amtsnachfolger bei der DQHA, Hans-Jürgen Förster, mehr oder weniger „entlassen“ hat. Hünnekens wird mit großer Wahrscheinlichkeit zum Mamerow’schen Vorschlag zustimmend nicken, denn der abgewählte DQHA-Präsident hat vom Reiningsport nur den Hauch einer Fachkompetenz. Und aus alter Verbundenheit vergangener Vorstandszeiten dürfte seine Ja-Stimme sicher sein.

Paul Kratschmer, stellvertretender Vorsitzender im DOKR-Beirat Reining und Vertreter der National Reining Horse Association (NRHA), also dem eigentlichen Fachverband für den Reiningsport in Deutschland, wird auch keine Jubellaune in die Sitzung mitbringen. Denn eines ist sicher: Man kann über Kratschmer - der übrigens die ersten fünf Jahre dem Beirat als Vorsitzenden angehörte und dann auf Betreiben einiger Aktiven nicht wiedergewählt wurde, an dessen Stelle wurde dann Mamerow auf den Thron gehoben – sagen was man will, man muss ihn auch nicht unbedingt lieben, aber er hatte Durchblick: Im Reiningsport und in Sachen Sportmanagement, und er hatte etwas zu sagen, auch wenn es nicht immer zu gut ankam. Kratschmer ist ein Mann der direkten und klaren Worte, mit denen nicht alle klarkamen, die in den letzten Jahren im internationalen Reiningsport unterwegs waren. An ihn wird sich Mamerow die Zähne ausbeißen.

Markus Rensing, Vertreter des Paint Horse Club Germany (PHCG), wird es auch nicht sonderlich gefallen, dass andere den Hauptteil der Denkarbeit übernommen haben, nach dem Motto: Friss oder stirb. Der Pferdewirtschaftsmeister Zucht und Haltung FN mag vielleicht auf viele wie ein bedenklicher Dozent wirken, aber Rensing hat einen großen Vorteil. Er mag vielleicht nicht der große Reiningexperte sein, aber er hat einen gesunden Menschenverstand, und er kennt diese Szene seit über 25 Jahren.

Mike Stöhr, der für die Erste Westernreiter Union Deutschland (EWU) am Tisch des DOKR-Beirats sitzt, hat neben Kratschmer die meiste Sachkenntnis. Als langjähriger NRHA-Richter kann er den derzeitigen Leistungsstand von Ross und Reiter recht gut beurteilen.

Wie bereits vorerwähnt, geht es nicht primär um die oben genannten Auswahlreiter, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf der Liste von Mamerow und Wienrich stehen. Es geht einfach darum, wie plump und dreist eine Mannschaft bestimmt wird, und das unter dem Siegel der Verschwiegenheit, mit dem Glauben, die Anderen werden es schon schlucken. Sollte das die Kernkompetenz von Mamerow und Wienrich sein, dann stellt sich allen Ernstes die Frage: Sind beide für ihre Posten noch tragbar?

Sollte es ein „Versehen“ sein, dann ist es an der Zeit, dass der DOKR-Beirat Reining ganz dicht zusammenrückt und gemeinsam in eine Richtung rudert – und das noch vor Aachen. Denn sonst könnten Erinnerungen aus der Dressurszene der 80er-Jahre wach werden, wo Anton Fischer, langjähriger Ausschussvorsitzender, das Sagen hatte und gerne über Ross und Reiter bestimmte. Das ging solange gut, bis er ganz einfach abgesägt wurde. Und ob das einem Andreas Mamerow gefallen würde, wegen Überspanntheit in die Wüster geschickt zu werden? Wenn es soweit kommen sollte – und ich spreche im Konjunktiv -, dann wäre es seine zweite Funktionärstätigkeit, in der er scheiterte. Und sollte man einigen Gerüchten ein wenig Glauben schenken, dass er auf den ersten Vorsitz bei der NRHA spekulieren könnte, dann ...

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Quelle wittelsbuerger.com

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