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Spätsommer: Mit den ersten kleinen Nachtfrösten ist wieder Zeit für die Atypische Weidemyopathie
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(nrha press /RB) Ab Ende August sollten Pferdehalter, die ihre Pferde auf baumbestandenen Weiden halten, sehr aufmerksam sein. Denn mit den ersten kleinen Nachtfrösten ist wieder Zeit für die Atypische Weidemyopathie, eine in der Regel tödliche Krankheit.

Wie die British Equine Veterinary Association (BEVA) mitteilt, stehen insbesondere Ahornbäume bzw. deren Samen im Verdacht, diese Erkrankung auszulösen. Schuld daran ist das Toxin Hypoglycin A, das in etlichen Baumsamen vorkommt, darunter auch im Ahorn.



Atypische Weidemyopathie - was ist das?

Die atypischen Weidemyopathie (auch atypische Myoglobinurie der Weidepferde genannt) ist eine plötzlich auftretende und überwiegend tödliche Muskelerkrankung, die ausschließlich Weidepferde betrifft und praktisch nur im Herbst vorkommt. Vor allem nach plötzlichem Kälteeinbruch mit ersten Nachtfrösten treten die ersten Fälle auf - besonders nach ungewöhnlich heißen und trockenen Sommern! Die Erkrankung wurde erstmals 1984 beschrieben. Letztes Jahr gab es u.a. in Sachsen und Thüringen etliche Todesfälle, sie tritt aber seit Jahren auch in England, Schottland, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern auf.

Besonders gefährdet scheinen Weiden mit starkem Verbiss zu sein, die in Waldnähe oder am Waldrand liegen und bereits langjährig als Pferdeweide genutzt werden. Sie sind feucht und schattig und im Herbst von Blättern unterschiedlichster Bäume belegt. Typischerweise werden die Pferde Tag und Nacht dort gehalten.

Betroffene Pferde sind typischerweise in sehr guter körperlicher Verfassung, werden nicht gearbeitet und nicht oder nur wenig zugefüttert.


Symptome

Die atypische Weidemyopathie tritt sehr plötzlich auf und nimmt einen raschen Verlauf. Selbst bei sofort eingeleiteter Therapie liegt die Sterberate noch bei 90 %. Bei dieser Erkrankung wird die gesamte Muskulatur erstört. Typische Symptome sind: Kolik, Schweißausbruch, Steifheit, Muskelzittern, schwankender Gang, erhöhte Atem- und Pulsfrequenz sowie teilweise bläulich oder rot verfärbte Schleimhäute und dunkelroter bzw. brauner Urin.Die Pferde wirken teilnahmslos, fressen aber. In der Regel kommt es innerhalb von ein bis drei Tagen zum Festliegen mit Streckkrämpfen und Tod.


Vorbeugemaßnahmen

- Weidepferde wenn möglich ab Ende August nachts aufstallen und gezielt mit Kraftfutter zufüttern

- Müssen die Pferde auch nachts draußen bleiben, dann ab Ende August mit gutem Heu von gedüngten Flächen zufüttern

- Weiden mit viel Laub meiden

- Ahornbäume auf den Weiden weiträumig durch Zaun abgrenzen, so dass die Pferde die Samen nicht erreichen können

- Sa auch durch den Wind Samen auf die Weide geweht werden können, sollten die Pferde auf gefährdete Weiden gar nicht kommen oder zumindest gut zugefüttert werden, so dass sie nicht versucht sind, die Samen zu fressen

- Bei Heuzufütterung regelmäßig liegengelassene, feuchte Heureste entfernen - nicht verrotten lassen.

Was man sonst tun kann: bei verdächtigen Symptomen, insbesondere plötzlicher Kolik, und ZUgang zu oben erwähnten Weiden auch an die Weidemyopathie denken und notfallmäßig den Tierarzt rufen - bitte auf die Möglichkeit hinweisen! Wird die Erkrankung sehr früh erkannt und behandelt, bestehen Überlebenschancen. Pferde möglichst nicht transportieren. Ein Bluttest gibt Aufschluss - Muskelenzymwerte sind erhöht.


Hintergrundwissen


Bereits 2012 haben WissenschafterInnen der University of Minnesota in St. Paul, USA, (Stephanie Valberg, DVM, PhD, und ihre Gruppe des College of Veterinary Medicine) (http://www.cvm.umn.edu/umec/SPM/home.html), die Ursache der atypischen Myopathie (Synonym: saisonale Weidemyopathie) für Amerika festgestellt (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.2042-3306.2012.00684.x/abstract).

Eine abnormale Aminosäure namens L-a-Amino-methylenecyclopropylpropionic acid (Hypoglycin A) zerstört den Abbau der Mittel- und Langkettenfettsäuren und führt somit zur Muskelschädigung der aeroben Muskelfasern. Das Hypoglycin A wurde in den Samen des Eschen-Ahorns (Acer negundo), einem Mitglied der Sapindaceae gefunden. Zu dieser Gattung gehört auch der Ackee-Fruchtbaum (Blighia sapida). Das Konsumieren seiner unreifen Früchte verursachte in Jamaica 2000-2001 eine Reihe von Todesfällen.

Das toxische Prinzip des Hypoglycins A ist seine Metabolisierung in Methylene cyclopropyl acetic acid (MCPA). Dieses MCPA ist ein potenter Hemmer der multiplen Acyl-CoA Dehydrogenasen und behindert damit die normale Energielieferung mittels oxidativen Fettsäure-Abbaus.

Die tolerierbare Dosis für ein Pferd wird auf minimal 26 und maximal 373 mg/kg/Tag geschätzt. Dafür reicht die Aufnahme von 165 bis zu 8.000 Samen. Da ein Baum leicht 500.000 Samen trägt, ist es möglich, dass bei höherer Konzentration des Hypoglycins A die Pferde genügend Samen essen um eine Intoxikation zu bewirken.

Hypoglycin A ist bis jetzt zwar nur in den Samen des Eschen-Ahorn (Acer negundo) auf nordamerikanische Betrieben mit atypischer Myopathie nachgewiesen worden, aber nach einer schnellen Literatursuche unserseits ist es nicht auszuschließen, dass diese Substanz auch im Samen anderer Ahornspezies vorkommen kann. Der Eschen-Ahorn ist eigentlich eine nordamerikanische Spezies, wurde aber bereits 1688 in Mitteleuropa eingeführt.

Üblicher sind der Feldahorn (Acer campestre) und die in Mitteleuropa häufigste Ahornart, der Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Von Letzteren liegen Daten vor, dass in seinem Samen auch Hypoglycin A vorkommen kann. Bei Feldahorn und Spitzahorn ( Acer platanoides) ist dies unklar, aber unwahrscheinlich.
Eine hilfreiche Website für die Differenzierung von Feld-, Spitz- und Bergahorn ist: http://www.amleto.de/pflanzen/acer_cam.htm.


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Die Früchte des Berg-Ahorns sind kleine Nüsschen. Sie haben einen langen Flügel, der die Fallgeschwindigkeit verringert, so dass sie beim Fallen ins Trudeln geraten (Drehschraubenflieger) und dabei vom Wind verfrachtet werden, bis zu 125 m vom Mutterbaum.

Im September sind die Früchte des Ahorns, die Flügelnüsschen, zwar reif, sie bleiben aber noch einige Wochen, manchmal bis Dezember, am Baum hängen, bis die Stürme sie herunterreißen.

Normalerweise fressen Pferde diese Samen nicht. Ist die Weide jedoch nur spärlich bewachsen und das Futterangebot gering, so sinkt die Hemmschwelle. Um das Risiko für eine Erkrankung ihrer Tiere zu minimieren, sollten Pferdebesitzer auf überweideten Wiesen Heu als zusätzliche Futterquelle ausbringen sowie regelmäßig Mineral- und eventuell Kraftfutter anbieten. Die Wissenschaftler dieser epidemiologischen Studien empfehlen weiterhin eine Begrenzung des Weidezugangs im Herbst oder in den Monaten großer Trockenheit auf sechs Stunden am Tag.

Pferdebesitzer sollten auf die typischen Kennzeichen der saisonalen Weidemyopathie achten und beim Auftreten erster Anzeichen umgehend den Veterinär kontaktieren.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien


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Quelle nrha press /RB

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