(idw)
– Entzündete Regionen an den Beinen von Pferden sind
wärmer als ihre Umgebung und geben deshalb mehr Wärmestrahlung
ab. Wärmebilder werden schon länger eingesetzt, um die
Ursache für Lahmheiten zu finden. Bisher gab es aber kaum
Studien zur Genauigkeit dieser Methode. Ein Forschungsteam der
Vetmeduni Vienna hat nun zwei Studien vorgelegt, die ihre Verlässlichkeit
testen. Die Position der Wärmebildkamera hat kaum Einfluss,
Luftzug beeinträchtigt die Messungen aber deutlich. Die beiden
Studien sind im „Journal of the American Veterinary Medical
Association“ und im „Equine Veterinary Journal“
erschienen.
Die auch Wärmebildmessung genannte Infrarotthermografie wird
seit ihrer Einführung vor 50 Jahren von Tierärzten eingesetzt,
um den Ursachen für Lahmheiten bei Pferden auf die Spur zu
kommen. Die schnell und einfach einzusetzende Methode basiert
auf einer simplen Idee: Die Körperoberfläche sendet
Infrarotstrahlen aus, je wärmer, desto mehr. Eine Infrarotkamera
fängt diese Strahlung ein und erzeugt ein Bild, in dem Temperaturunterschiede
in verschiedenen Farben dargestellt werden. Die Methode kann lokale
Entzündungen oder oberflächliche Veränderungen
im Blutfluss aufzeigen, die auf die Ursache für Lahmheiten
hinweisen können.
Messgenauigkeit bisher
kaum untersucht
Soviel zur Theorie.
In der Praxis ist bis heute noch wenig untersucht, wie verlässlich
diese Methode eigentlich ist. Im tierärztlichen Alltag herrscht
oft Zeitdruck, zudem halten die Pferde meist nicht still, was
für instabile Kamerawinkel und unterschiedliche Abstände
zur Linse sorgt. Ob und wie die Qualität der Wärmemessung
dadurch leidet, war bisher unklar.
Bei den Messungen wird zudem empfohlen, am Ort der Messung auf
völlige Windstille zu achten. Aber auch zum Einfluss von
Zugluft oder Wind auf die Temperaturmessungen gibt es bisher keine
Untersuchungen.
Kameraposition nicht
ausschlaggebend
Simone Westermann und
ihre Kollegen von der Abteilung für Pferdechirurgie an der
Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
haben sich jetzt gemeinsam mit Adrian Ion von der Technischen
Universität Wien in zwei neu erschienenen Studien dieser
Fragen angenommen. Sie stellten fest, dass die Infrarotthermografie
sehr verlässliche Ergebnisse liefert, und zwar fast völlig
nbeeinflusst davon, ob die Kamera einen oder eineinhalb Meter
vom Pferd entfernt stand oder sich der Aufnahmewinkel um bis zu
20 Grad verschob. Westermann gibt also Entwarnung zum Thema Kameraposition:
„Tierärzte sollten eigentlich keine Schwierigkeiten
haben, die weiten Toleranzen bei Abstand und Winkel einzuhalten,
da ist die Methode also gut praxistauglich.“
Zugluft verfälscht
Messungen deutlich
Nicht so gut schnitt
die Messmethode jedoch ab, wenn auch nur der leiseste Luftzug
herrschte. Schon bei Windgeschwindigkeiten von einem Meter pro
Sekunde fiel die gemessene Temperatur um 0,6 Grad Celsius ab,
bei drei bis vier Metern pro Sekunde waren es sogar 2,6 Grad weniger.
Die so entstehenden abweichenden Temperaturen reichen unangenehmerweise
aus, um zu falschen Diagnosen zu kommen. Zudem stellten die Forschenden
beinahe zufällig fest, dass bei Pferden die Vorderbeine immer
leicht unterschiedliche Temperaturen haben. Westermann kommentiert
die Ergebnisse: „Von enormer Bedeutung für die Verlässlichkeit
der Temperaturmessungen mit Wärmekameras ist, dass im Raum,
in dem gemessen wird, absolute Windstille herrscht. Ob die Infrarotkamera
immer genau am gleichen Ort steht, ist dabei nicht so wichtig.
Zudem sollten Tierärzte berücksichtigen, dass die Vorderbeine
von Pferden von vornherein leichte Temperaturunterschiede aufweisen,
um bei der Untersuchung von Lahmheiten mit Infrarotthermografie
zu verlässlichen Diagnosen zu kommen.“
Der Artikel “The
effect of airflow on thermographically determined temperature
of the distal forelimb of the horse” der Autoren Simone
Westermann, Christian Stanek, Johannes P. Schramel, Adrian Ion
und Heinz H. F. Buchner ist der Zeitschrift „Equine Veterinary
Journal” vorab online veröffentlicht und wird in Kürze
auch gedruckt erscheinen.
Zusammenfassung des wissenschaftlichen Artikels online (Volltext
gegen Entgelt oder Subskription): http://dx.doi.org/10.1111/evj.12019
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