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Der Araber – Teil 2:
Solide Partner für das Westernreiten oder „Spinner“?
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Wer kennt es nicht, das Vorurteil vom spinnerten Araber, den man eh nicht reiten kann?! Doch wer sich intensiver mit Vollblut-Arabern, Shagyas & Co beschäftigt, wird die sensiblen und fein zu reitenden Pferde schätzen lernen. In der August-Ausgabe wurde bereits über seinen Ruf, Interieur und Exterieur sowie das Training diskutiert. Dieser zweite und abschließende Teil befasst sich nun mit der Eignung der unterschiedlichen Zuchtlinien, Turnierreiterei und nimmt die Rasse als Western-Allround-Talente unter die Lupe

 

Eignung der unterschiedlichen Rassen und Zuchtlinien

Araber ist nicht gleich Araber. Neben den reinen Vollblutarabern gibt es Shagya Araber, Anglo-Araber und Arabische Partbreds, wozu u.a. Quarabs, Araappaloosas und Pintabians zählen. Die Bezeichnung „Araber“ ist lediglich ein Überbegriff für die verschiedenen Rassen und ihren Kreuzungen mit einem arabischen Vollblutanteil. Das führt zwar zu einer begriffl ichen Verallgemeinerung, der Araber an sich ist aber extrem vielschichtig, so dass nicht jedes Individuum der entsprechenden Rasse oder Zuchtlinie gleich gut für das Westernreiten geeignet ist.

Im Anglo-Araber sind englische Vollblutanteile, selten auch geringe Warmblut-Anteile eingekreuzt. Er stellt seine Stärken deutlich – sowohl als Reitpferd aber auch als Veredler – im Spring-, Military- oder Dressursport unter Beweis. Aufgrund des Warmblutähnlichen Typs und des deutlich größeren Rahmens wird diese Rasse eher selten im Westernsport zu sehen sein.

Am Shagya-Araber ist glücklicherweise der Hype um die Arabische des arabischen Schaupferdepoints bisher weitestgehend vorbei gegangen. Die seit Jahrhunderten als Kriegs-, Fahr- oder Reitpferd gezüchtete Rasse hat ihre Wurzeln in Ungarn. Da diese Rasse schon immer ein echtes Gebrauchspferd war, besitzt sie gute Reitpferdeeigenschaften und in der Regel einen ausgeglichenen Charakter. Meist hat der Shagya mehr Fundament, Größe und auch Rahmen als der Vollblut-Araber und wirkt im Großen und Ganzen weniger zierlich.

Der Shagya eignet sich durch seinen kompakten und runden Körperbau sowie seine mentale Stärke gut zum Westernreiten, lediglich das bei einigen Exemplaren recht hohe Stockmaß um ca. 1,60 m kann den Einsatz einschränken. Aber auch in dieser Zucht gibt es Defi zite. So wurde das Stutbuch für die Einkreuzung von Vollblut-Arabern geöffnet wurde. Die Arabischen Partbreds Quarab, Pintabian und Araappaloosa eignen sich – bei sehr sorgfältiger Auswahl der Elterntiere – i.d.R. sehr gut zum Westernreiten. Allerdings muss klar gesagt werden, dass nicht alle Quarter und Araber dazu geeignet sind, wünschenswerte Kreuzungsprodukte zu produzieren. Es erfordert sehr viel züchterisches Geschick, die von beiden Elternteilen positiven Eigenschaften zu verstärken und nicht die Mängel weiter zugeben. Ein muskelbepackter Quarab mit feinem arabischen Fundament, dünnem Hälschen und schlechten Proportionen kann und sollte nicht das Zuchtziel sein.

Bei den Araappaloosas ebenso wie bei den Pintabians gilt dasselbe, zudem sollte außerdem, wie leider oft zu beobachten, nicht die Farbe im Vordergrund stehen.

Eine außergewöhnliche Scheckung sollte lediglich das i-Tüpfelchen einer erfolgreichen Zucht sein. Wählt man die Elterntiere aber geschickt aus, erhält man eine sehr gute Mischung aus athletischem, quadratischem und intelligenten Sportpferd, überzogen mit arabischem Zuckerguss.

Bei den in Europa gezogenen Vollblutarabern unterscheidet man in verschiedene Blutlinien, bezogen auf ihr Ursprungsland. Um es vorweg zu nehmen: es gibt kein allgemeines Patentrezept, bei dem man davon ausgehen kann, dass grade Vertreter aus diesen Zuchtlinien im Westernsport erfolgreich sind. Es gibt jedoch eine Tendenz zu diversen Linien. Ausnahmen bestätigen aber auch hier – wie immer im Leben – die Regel. Zudem kommt es heute durch die Globalisierung und Möglichkeit von TG-Sperma zu einer Vermischung der einzelnen Zuchtlinien, was noch vor gut 50 Jahren durch die Entfernung der entsprechenden Zuchtländer schier unmöglich war.

Und leider geht auch die Vollblutaraberzucht mit der Mode, so dass Modehengste – aufgrund des viel versprechenden Namens – in „fremden“ Zuchtrichtungen eingesetzt werden und sich die Linien immer mehr vermischen und angleichen. Ehemals auf Leistung gezüchtete Pferde wurden in den letzten Jahren zu Schaupferden umgepolt, sodass man auch hier nicht mehr vom eigentlichen Zuchtziel „Ausdauer, Härte und Leistungsbereitschaft“ ausgehen kann. Gehen wir aber zurück zu den ursprünglichen Linien und versuchen den Modewandel der letzten Jahre auszublenden, um einige Tendenzen herauszuarbeiten.

Die recht kräftigen russischen Vollblut-Araber gelten in der Regel als athletisch. Sie besitzen trockene Beine mit harten Gelenken. Im russischen Staatsgestüt Tersk wurden Leistungsfähigkeit und Härte aller Elterntiere auf der Rennbahn erprobt. Als Nachteil kann der Typverlust im Alter angesehen werden. Durch Kriegswirren fi nden sich in den russischen Linien häufi g auch ursprünglich polnische Linien wieder. Erfolgreiche russische Vertreter und Vererber im Westernsport sind Balaton, Muscat und Padron.

Die polnischen Linien der Vollblutaraber sind oft sehr typvoll, leistungsstark und leistungswillig, athletisch, ebenfalls rennleistungsgeprüft, haben lange und feine Hälse und gute Bewegungen. Oft besitzen sie etwas lange Rücken und eine nicht ganz so schräge Schulter. Erfolgreiche Westernpferde sind Bask, Witez II und Aladdinn. Der berühmte Xenophonn (der „Doc Bar“ der Araber) stammt von Witez II ab.

Die ägyptischen Linien sind sehr typvoll, wurden bis 1972 ebenfalls rennleistungsgeprüft, sind aber meist etwas kleiner und feingliedriger als die Russen und Polen. Sie sind etwas hibbeliger („elektrischer“) als andere Zuchtrichtungen und entsprechen daher oft nicht ganz dem Ideal eines Westernpferdes. Aber auch hier gibt es erfreulicherweise Ausnahmen wie z.B. Moraf. Erwähnt werden sollte, dass Herr Babson reine ägyptische Leistungslinien züchtete, die streng auf drei Eckpfeilern aufgebaut war: Fundament, Rittigkeit, Charakter. Diese Eigenschaften sind heute noch merkbar, daher sollte man Pferde aus diesen Linien favorisieren.

In England entstanden die Crabbet-Linien, die eine gute Halsung, gute Schultern, kräftige Hinterhand und starke Beine besitzen. Oft sind die Rücken zu lang, zudem besitzen sie recht wenig arabischen Typ. Heutzutage fl ießt in vielen russischen und polnischen Vollblutarabern Crabbet-Blut, rein gezogene Crabbets werden immer seltener.

Die spanischen Linien sind ebenfalls recht kräftig und haben gute Proportionen in Bezug auf Breite und Form. Sie besitzen zudem große und dunkle Augen. Die Hälse neigen zum Dickwerden. Die Hinterhand hat gerne hohe Hüftknochen, schwache Sprunggelenke und ist in Teilen zu fl eischig. Häufi g ähneln die spanischen Araber heute den PREs, nicht nur optisch, sondern auch gangtechnisch, solche Pferde sind fürs Westernreiten daher weniger geeignet.

Außerdem gibt es noch Weil-Marbacher-Linien, tunesische und französische Vollblut-Araber, Outcross-Linien und andere, deren Population aber in unseren Breiten so gering ist, dass– auf das Westernreiten bezogen – keine Verallgemeinerungen getroffen werden können.

Auch die amerikanischen Linien sind schwer zu fassen, sind es doch keine wirklich reinen Linien, sondern ein bunter Mix aus den europäischen und afrikanischen Zuchtrichtungen.

Très Chic

In punkto Kaufentscheidung wird bei vielen Araber-Interessierten sicher auch die Optik mit einfl ießen. Der Araber ist nicht nur ein leistungsstarkes Pferd, sondern auch optisch sehr ansprechend. Der feine Kopf, die seidige Mähne und der athletische Körperbau gepaart mit seiner Eleganz und seinem Ausdruck lassen einen gut gerittenen Araber unter dem Westernsattel besonders auf Turnieren zu einem echten Hingucker werden.

Turniere mit Arabern

Was in Amerika und Australien gang und gäbe ist, steckt hierzulande noch ein wenig in den Kinderschuhen. Vollblutaraber werden, wie die „normalen“ Westernpferderassen, z.B. in Pleasure-, Reining- und sogar Cuttinglinien unterteilt und extra für diese Disziplinen gezüchtet. Erfreulicher Weise müssen sich die amerikanischen Araber sogar erst über Reitklassen qualifi zieren, um an Schauklassen teilnehmen zu können. Ein Umstand, der auch hier in Europa wünschenswert wäre.

Der Arabermarkt in den USA ist im Vergleich zu Europa gigantisch. Showbits, Halfter, Kopfstücke und Blankets werden extra in der Größe „Arabian“ hergestellt. Wer einmal hunderte von gut gerittenen Vollblutarabern in unterschiedlichsten Reitweisen bewundern möchte, sollte eine Reise nach Scottsdale/Arizona unternehmen. Dort versammeln sich jedes Jahr die besten Vollblut- Araber aus den USA, um sich unter Gleichgesinnten auf höchstem Niveau zu messen.

Auch in Deutschland gibt es viele Möglichkeiten mit seinem Araber auf Turnieren zu starten. Erste Adresse in Deutschland ist hier die EWU als rasseoffener Verband der Westernreiter, die in ganz Deutschland Turniere anbietet, die für Pferde jeder Rasse ausgeschrieben sind. Auf einigen Turnieren werden sogar spezielle Araberklassen ausgeschrieben, was gerade Anfängern einen Turniereinstieg deutlich erleichtert.

Ab und zu sind auch bei den Westernpferde- Zuchtverbänden rasseoffenen Klassen ausgeschrieben. Möchte man seinen Schwerpunkt auf Reining setzen, so kann man auch bei der NRHA starten. Die Interessengemeinschaft GAWA (German Arabian Westernhorse Association) fördert den Westerngerittenen Araber und steht interessierten Araberbesitzern – egal ob Freizeit- oder Turnierreiter – jederzeit für Fragen oder Anregungen zur Verfügung. Zudem veranstaltet sie einmal im Jahr ein Symposium in Rieden/Kreuth. Turnierreiter können außerdem verbandsübergreifend am GAWA-Cup teilnehmen und Turnierergebnisse werten lassen.

Echte Allrounder

Der Araber ist sicherlich – was das Westernreiten anbelangt – kein Spezialist. Kaum eine Rasse der Welt ist so vielseitig wie der Araber, was sich natürlich auch in der Eignung in den Westerndisziplinen wiederspiegelt. Realistisch betrachtet wird er wohl niemals ein exzellentes Pleasurepferd oder ein Top-Reiner werden, aber das werden 90% aller anderen Pferde der typischen Westernrassen auch nicht. Das arabische Pferd ist eher im Allround-Bereich bis zum mittelschweren Leistungsniveau anzusiedeln.

Gerade in den hohen Klassen in den Disziplinen wie Trail, Horsemanship und Westernriding kann der Araber weit vorne mitlaufen. Hier ist Köpfchen und Feingefühl gefragt, hier holt der Araber Schleifen. Wer die Abwechslung sucht, ist mit einem arabischen Allrounder sicherlich sehr gut bedient und durchaus konkurrenzfähig.

Aber auch jenseits des Abreiteplatzes sind Araber tolle Reitpferde. Reiter, die das Westernreiten nicht favorisieren, können im Araber einen guten Freizeitpartner fi nden. Die Paradedisziplin des Arabers ist natürlich das Distanzreiten, wofür die Eignung als zuverlässiges und rittiges Geländepferd Grundvoraussetzung ist. Aber auch in der englischen Dressur hat der Araber Begabung, und das Springtalent mancher Reitponys kommt nicht selten aus dem Anteil Araberblut, den sie in sich tragen. Unter den Arabern gibt es ebenso erfolgreiche Rennpferde wie solche, die als Therapiepferde eingesetzt werden.

Schauen Sie beim nächsten Turnier- oder Stallbesuch einmal genauer hin. Gute Westernaraber sind vielleicht näher, als Sie bislang glaubten.


Quelle:
Cassandra Mrotzeck für westernreiter (EWU)


Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,

z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht.
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