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Im Dreitakt donnern die Pferdehufe
über den festen Sand, das salzige
Wasser der Nordsee sprüht in winzigen
Tropfen an die nackten Füße
der Reiterin ...
Einmal mit dem eigenen Pferd verreisen,
vielleicht sogar ans Meer?
Zwischen die Dünen von Norderney
bummeln, über duftende Bergwiesen
galoppieren oder alte Etrusker-
Pfade erkunden – welcher Reiter
träumt nicht auch davon?
Doch wohin soll ich fahren? Wie
viele Stunden Fahrt im Anhänger
kann ich meinem Pferd zumuten?
Fahre ich alleine oder gemeinsam
mit Freunden?
Vor jeder Reise gibt es viel zu
organisieren – noch mehr, wenn
man mit dem Pferd verreist ...
Wer kann mit wem?
Ein Urlaub gemeinsam mit Freunden und den
eigenen Pferden – ein unvergessliches Erlebnis.
Die Pferde der Gruppe sollten sich dabei kennen
und vertragen. Auch von der Größe bzw. dem
Schritttempo her sollten die Pferde zusammen
passen, damit nicht die ganze Gruppe auf einen
Trödler warten oder ein schnelles Pferd ständig
zurück gehalten werden muss.
Ausrüstung
Damit nichts zwickt und wund gescheuerte Hintern oder Blasen an den Füßen den Spaß am Urlaub
nicht verderben: Reitkleidung vorher testen.
Die Pferde sollten auch an fl atternde Regenmäntel und Satteltaschen gewöhnt sein – also mal
einen Picknick-Ritt mit vollen Taschen und in allen Gangarten einplanen. Rucksack auf dem eigenen
Rücken stört beim Reiten, besser das Gepäck reduzieren – nicht jeder Reiter muss zum Beispiel eine
eigene Kamera mitnehmen – und am Pferd verstauen.
Wohin geht die Reise?
Wohin fahren wir, wo sind wir als Reiter willkommen, wo gibt es geeignete
Reitwege und Unterkünfte? Die erste Entscheidung wäre vielleicht:
Wollen wir an einem festen Ort bleiben und jeden Tag von dort aus Sternritte
unternehmen? Oder planen wir einen Wanderritt von einem Ort zum
nächsten?
Einige Höfe bieten geführte Wanderritte an, das heißt, erfahrene Guides
planen die Route und Unterkünfte, Gepäck und Proviant werden von einem
Begleitfahrzeug von einem Ort zum nächsten gebracht.
Tagesziele und Höhenmeter
Nächster wichtiger Punkt: wie lang sind die Tages-Etappen, wie viele Pausen
werden eingeplant? All das hängt vom Trainingszustand der Pferde
ab. Fast noch wichtiger als die reine Kilometerzahl sind dabei die Höhenmeter,
vor allem, wenn die Pferde bergiges Gelände nicht gewöhnt sind.
Also vorher die Karten studieren und bei den Reiterhöfen auf der Strecke
nachfragen, denn die können viele Tipps geben. Zum Beispiel auch, wie
die Wege in der Region befestigt sind. Gibt es weiche Sandpfade oder
Feldwege mit Grasstreifen in der Mitte? Sind die Wege mit scharfkantigem
Schotter aufgefüllt oder muss man oft auf Teerstraßen reiten?
Entsprechend muss man sich rechtzeitig um den passenden Hufschutz
kümmern. Soll das Pferd auf allen vieren beschlagen werden, sollte der
Schmiedtermin im besten Fall etwa zwei Wochen vor Reisebeginn eingeplant
werden, so dass das Pferd sich schön einlaufen kann und die Eisen
für den Urlaub noch fest
sitzen. Läuft das Pferd
sonst barfuß, könnten
Hufschuhe eine Alternative
sein. In Internet-Pferde-
Foren gibt es zahlreiche
Erfahrungsberichte
(auch von Distanzreitern)
zu den verschiedenen
Hufschuhen. Rechtzeitig
die Schuhe bestellen und
auf möglichst vielen, auch
längeren Ritten, testen.
Die Schuhe müssen bei
jeder Gangart und jedem
Gelände, auch im Matsch,
sicher halten. Für lange Ritte eignen sich Hufschuhe, die nicht über den
Kronrand gehen am besten, da sie nicht scheuern. Zusätzlichen Halt bieten
zum Beispiel bei den Easyboot-Modellen die kleinen Gamaschen, die
um die Fesseln gehen.
Das Pferd auf Reisen
Bevor es los gehen kann, sollte das Pferd auch auf das Hängerfahren vorbereitet
werden. Verladen üben, mit dem Pferd für einen Ausritt an einen
anderen Ort fahren, vielleicht einen kleineren Übungs-Wanderritt unternehmen.
Je öfter man unterwegs ist, desto ruhiger werden die Pferde. Bei
längeren Fahrten immer wieder mal anhalten und nach dem Pferd schauen,
gegebenenfalls eine Pause machen und ausladen, wenn dies möglich
ist. Bei einem Stau im Sommer kann es im Anhänger schnell sehr heiß
werden. Je nach Temperatur und Länge der Strecke sollten Wasserkanister,
Eimer und Abschwitzdecke mit auf die Packliste.
Bei Zugfahrzeug und Anhänger sollten vor der Reise Reifenprofi l und
-druck sowie Bremsen überprüft werden und, das wird leicht vergessen,
das zulässige Gesamtgewicht. Bei vielen Anhängern steht nur das Leergewicht
in den Papieren. Mit Mittelwand und Sattelkammer sind schnell
mal ein paar Hundert Kilo mehr auf der Waage. Auch beim Gewicht der
Pferde verschätzt man sich schnell: ein kleiner kompakter Quarter trägt
leicht 550 Kilo an sich. Um auf Nummer sicher zu gehen, das ganze Gespann
wiegen lassen – das bieten oft Landwirtschaftshandel oder mobile
Pferdewagen an.
Norden, Süden – wo geht’s lang?
Da nicht alle Reiter auch die besten Pfadfi nder sind: Kartenlesen üben.
Reine Reitkarten gibt es selten, also am besten eine Wanderkarte kaufen,
auf denen auch Feldwege eingezeichnet sind. Wichtig ist dabei der
Maßstab, je kleiner desto besser, bei 1:30.000 kann man sich als Reiter
recht gut zurecht fi nden. Wem das Kartenlesen zu umständlich ist oder
wer mehr auf Technik setzt, kann sich mit einem GPS-Gerät behelfen.
Tipp: Für viele Mobiltelefone gibt es tolle technische Hilfsmittel, so genannte
Apps. Sehr praktisch für Wanderreiter sind die GPS-Programme,
die man sich gegen geringe Gebühr auf sein Handy laden kann. Das spart
Geld und man muss nur ein Gerät mitnehmen. Bei manchen Programmen
kann man sich vorab schon eine Route markieren, um dann zum Beispiel
schon vorher einen Tisch beim Gasthof für die Mittagspause zu bestellen.
Training
Je nach Trainingszustand und geplantem Ritt, muss auch das Pferd auf die
größere Belastung vorbereitet werden. Lange Ausritte in wechselndem
Gelände, viel bergauf, bergab im Schritt oder langsamen Trab stärkt die
Hinterhand. Ritte durch den Wald, über Wurzeln und im Zickzack um die
Bäume herum fördern Trittsicherheit und Aufmerksamkeit. Traben auf festem
Boden stärkt Bänder und Sehnen. Abwechselnde Galopp- und Schrittintervalle
steigern die Kondition. Je schneller die Atmung und der Puls
sich beruhigen, desto besser ist die Kondition. Dazu sollte man auch die
PAT-Werte, also Puls, Atmung und Temperatur seines Pferdes kennen.
Bei all dem Urlaubseifer sollte das Pferd nie überfordert werden, also
Leistung langsam steigern und nicht jeden Tag hart trainieren. Lieber
Abwechslung reinbringen, also einen Tag ins Gelände, dann Gymnastizierung
in der Halle, nach einem anstrengenden Wanderritt auch mal nur
Longieren und hin und wieder einen Tag Pause.
Die PAT-Werte
Der Ruhepuls eines Pferdes beträgt etwa 30 bis 50 Schläge
pro Minute. Man kann den Puls an der Unterseite der Ganaschen
oder der Schweifrübe messen (leichter Druck mit den
Fingern). Ein gesundes Pferd atmet etwa 4 bis 24 mal pro Minute,
gut zu messen an Nüstern oder Flanke. Die Temperatur
liegt bei 37,5 bis 38,2 Grad Celsius. Man misst sie am besten
mit einem nicht quecksilberhaltigen Fieberthermometer im
After.
Bei einem gut konditionierten Pferd, das nicht überfordert
wird, beträgt der Belastungspuls zwischen 70 und 75 Schlägen
pro Minute, fällt aber nach 10 Minuten auf ca. 50 ab.
Jedes Pferd hat seine persönlichen PAT-Werte. Vor dem Training
ist es somit ideal, die Werte an verschiedenen Tagen zu
überprüfen und festzuhalten, da sonst die Belastungswerte
nicht objektiv sind.
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