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Am Sonntag ging es gleich weiter mit den Grundlagen der Pferdegesundheit und dem Erkennen und Einordnen von Krankheitssymptomen. Gar nicht so einfach, sich all die verschiedenen Anzeichen für Kolik einzuprägen! Das Bandagieren und Anlegen von Transportgamaschen im darauf folgenden praktischen Teil gestaltete sich jedoch weitaus komplizierter und erforderte ein gewisses Maß an Koordination. Was dem einen auf Anhieb gelang, war für den anderen ein mühsames Unterfangen. Mervyn und Udo, die beiden Versuchs-Pferde, verhielten sich jedoch vorbildlich und standen so lange geduldig still, bis auch der letzte in der Lage war, ein Pferd einwandfrei für den Transport vorzubereiten. Beim anschließenden Verladetraining überzeugte Udo einmal mehr durch gute Mitarbeit, auch wenn er beim Herausgehen aus dem Pferdeanhänger immer wieder sichtlich überrascht feststellte, dass er noch zu Hause war. Mit dem Thema Tierschutz und den ethischen Grundsätzen im Umgang mit Pferden schloss Daniela den Lehrgang ab und entließ uns mit den Worten: „Lernt schön fleißig!“.
Pünktlich um halb neun standen wir eine Woche später etwas nervös zur Prüfung auf dem Hof.
Wie auch im vergangenen Jahr nahm Katrin Nietzsch, Richterin und Trainerin B, die Prüfung ab. Es ging sofort raus und ran an die Praxis: Führen, Putzen, Satteln, verladen – alles klappte wie am Schnürchen. Jeder konnte jetzt die Knochen und Gelenke des Pferdes der Reihe nach von Hufbein bis Jochbeinleiste aufsagen, einen Fuchs von einem Braunen unterscheiden und genau erklären, wie Hufrehe entsteht. Die Pferde beeindruckten mit ihrer ausgeglichenen, wohlerzogenen Art nicht nur uns, sondern auch die Richterin. Dann ging es an die Theorie: Fütterungstechniken, Reiten im Gelände, Tierschutz – die Antworten kamen prompt und Katrin Nietzsch war mehr als zufrieden mit uns und unserer Lehrerin. So konnte am Ende jeder stolz nach bestandener Prüfung seine Urkunde entgegennehmen.
Graf – ein Ausnahmepferd ist von uns gegangen
Dieser Nachruf ist für ein besonderes Pferd, welches die Westernreitszene im Osten nachhaltig geprägt hat, obwohl es mit seiner Abstammung alles andere als ein typisches Westernpferd ist. Graf, der liebevoll auch Gräfchen genannt wurde, war ein ungarischer Traber mit russischen Papieren. Er brachte sehr viele Menschen zum Westernreitsport und alle sind noch dabei, entweder sehr erfolgreich in diesem Sport, Trainer, Reiter oder als Ranchbetreiber. Auch auf der Gleisberger Anlage war Graf bei Uwe Lindner im Training und er war begeistert von Graf, so willensstark immer alles richtig zu machen, obwohl er in der Reining an seine Grenzen kam, aber die Art des Pferdes war einmalig. Dies zeigt, dass es Pferde gibt, egal welcher Herkunft, die Menschen unterschiedlichen Alters berühren und für immer faszinieren.
Leider ist Graf am 23. Dezember 2011 mit 21 Jahren gestorben. Eigentlich war er ein reines Freizeitpferd, aber Gräfchen war so eifrig, gelehrig und außergewöhnlich, dass er zu einem tollen Turnierpferd im Westernsport wurde. Ihm wurde die Bronzene und Silberne Pferdemedaille der EWU verliehen und ihm fehlten nur wenige Punkte zur Goldenen.
Am Anfang wurde Graf von seinem Besitzer Dennis Wildschütz erfolgreich auf Freizeitreiterturnieren, vielen Distanzritten und auch an Fuchsjagden geritten. Ein besonderes Ereignis war das Durchreiten des Brandenburger Tores zum 10jährigen Fest der Deutschen Einheit in Berlin. Erst im Jahre 2000 wurde er auf Westernreiten umgestellt und schon ein Jahr später folgte ein zweiter Platz im Trail auf seinem ersten Westernturnier. Danach folgten zahlreiche Siege und Platzierungen in den Disziplinen Reining, Trail und Horsemanship bis zur LK2. Auch Rinderdisziplinen meisterte er ohne Probleme dabei war er immer ein absolut zuverlässiger Partner.
Im Jahre 2005 begegnete Yvonne Antal das erste Mal ihrem späteren Graf. Damals war er oft krank, eine Verletzung folgte der Nächsten und sie kümmerte sich aufopferungsvoll um ihn. Irgendwann stand Graf als Freizeitpferd zum Verkauf und Yvonne konnte ihn nicht gehen lassen und er wechselte in ihren Besitz über. Geritten werden konnte er noch lange nicht, viel Zeit und Schonung kostete das Auskurieren der Verletzungen, aber irgendwann wurde er wieder ganz gesund und konnte auch geritten werden. Durch seine Neugier und Offenheit trainierte Yvonne ihn in Trailhindernissen und auch Horsemanshipaufgaben machten ihm sichtlich Spaß. So folgte 2006 die erste Teilnahme an einem Trainingsturnier in Gleisberg und der Trail konnte gewonnen werden. Yvonne und Graf entwickelten sich mit jeder Turniersaison weiter und schafften es innerhalb von 3 Jahren in die höchste Leistungsklasse der EWU aufzusteigen. Sie wuchsen zu einem Team zusammen, mit ihm erreichte Yvonne das Bronzene Westernreitabzeichen und auch die Trainer C-Lizenz im Westernreiten/Leistungssport.
Leider ging es Gräfchen nicht immer gut, er hatte eine chronische Magen-Darm Entzündung und sehr oft mit Koliken zu kämpfen. Zum Glück hatte er diese immer überstanden und durch außergewöhnliche Futterzusammenstellung und ständige Umsorgung konnte dieses Problem gelöst werden.
Graf war nicht nur ein sehr erfolgreiches Turnierpferd, sondern auch ein Pferd was Kinder zum Träumen brachte. Im Sommer Camp war Graf das beliebteste Pferd, jedes Mädchen wollte auf ihm reiten und auch vielen Kindern lernte er das Reiten. Graf war immer ein komplettes Verlasspferd, ein wahrhafter Partner. Über Pfützen, Baumstämme und Straßen trug er die Kleinen, egal welches Wetter war. Er machte so viele Kinder glücklich und vermittelte ihnen das Gefühl, warum wir alle mit reiten angefangen haben.
2009 startete Yvonne Antal im Senior Trail auf der German Open und bei knapp 50 Startern schaffte er den Sprung unter die Besten 10. Im Finale belegten sie dann den sehr guten 6. Platz. Auch 2010 war Graf bei der German Open und startete für die sächsische Mannschaft. 2011 konnte Yvonne mit Graf ihren größten Erfolg feiern. Auf der World Open in Augsburg belegte sie im Trail den 8.Platz.
Maria Till durfte Graf 2011 auf der Deutschen Meisterschaft im Trail reiten und erreichte einen beachtlichen 5. Platz von über 50 Startern. Diese Prüfung war seine letzte Prüfung und niemand, der Graf kennen lernen durfte, wird ihn je vergessen.
Graf war ein ganz besonderes Pferd, in allen Situationen immer ein absolut zuverlässiger Partner, der alles für seinen Reiter gegeben hat und mit ihm durch Dick und Dünn gegangen ist. Graf war bis zuletzt noch fit und leistungsbereit, hatte immer Spaß an der Arbeit, war ein Familienmitglied, stets loyal und ehrlich.
Danke Graf für alles was Du gegeben hast.
Weitere Informationen und Fotos unter: www.hwl-reitverein.de
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich EWU.
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