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Exemplarisch für diese Entwicklung im AQHA-Sport steht die Situation
im bevölkerungsreichsten Bundesland, in Nordrhein-Westfalen: Nur
noch zehn (10) Starts in den Youthklassen in der Saison 2023 sind
zu verzeichnen, insgesamt kann man die Jugendlichen an einer Hand
abzählen - es waren vier Jugendreiter in dieser Saison auf
allen AQHA/ DQHA-Turnieren insgesamt..
Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gingen die Jugendlichen in
NRW auf den EWU-Turnieren (LV RHLD, LV WESTF) 1.196mal an den
Start, bei den Western Reitern Rheinland (WRR) waren es 43 Starts,
davon ritten die allermeisten Jugendlichen ein Quarter Horse.
Damit gehen auf den EWU-Turnieren in Nordrhein-Westfalen mehr
Jugendliche an den Start als auf allen AQHA-Turnieren in ganz
Deutschland.
Denn auch in den anderen DQHA-Regionalgruppen sieht es nicht besser
aus:
Bayern: 132 AQHA-Youth-Starts mit 23 Jugendlichen
Nord: 34 Starts mit 11 Jugendlichen
Ost/ Sachsen-Thüringen: 28 Starts mit 3 Jugendlichen
NRW: 10 Starts mit 4 Jugendlichen
Rheinland-Pfalz/Saarland: 5 Starts mit 3 Jugendlichen
Baden-Württemberg: 0
Ein Grund dafür ist sicherlich, daß die DQHA, entgegen allen vollmundigen
Versprechungen auf der JHV 2023, die Jugendarbeit offenbar vollständig
eingestellt hat:
Mehrere Jugendcamps verteilt durch Deutschland? Fehlanzeige.
Kurse oder gar Stärkung der Jugendarbeit auf regionaler Ebene?
Heiße Luft.
Von „verbandsübergreifend“ ganz zu schweigen.
Moderner DQHA Team Cup? Wurde abgesagt.
Verbucht werden kann in diesem Jahr lediglich die Teilnahme einer
Handvoll Jugendreiter beim AQHA Youth World Cup 2023 (siehe
hier),
für den die DQHA im aktuellen Haushaltsplan 32.000 EUR zurückstellte,
den bislang geltende Qualifikationsmodus jedoch mangels Auswahl
aufheben musste.
Was hätte man wohl mit diesem Budget bewirken können, hätte man
ernsthaft den Willen gehabt, die Jugendarbeit auf regionaler Ebene
zu stärken?
1. Jeder Regionalgruppe hätten rd. 5.000 EUR zur Verfügung
gestanden, um Jugendliche z.B. über günstige Kurse und
Camps mit Trainern aus der Region zu fördern,
2. um damit perspektivisch die Jugendkader in den Regionen wieder
zu reaktivieren und
3. um später den DQHA Youth & Amateur Team Cup auf Bundesebene
auszurichten,
4. der dann in einigen Jahren die geeignete Basis wäre, um
ein Jugendteam für den AQHA Youth World Cup zu bilden.
DQHA Leadline-Klasse, Aachen; Bild: Weyand
Was machen die anderen Verbände?
Bei der EWU hat man bereits vor einigen Jahren mit den Bundesjugend-Camps
oder den Mannschafts-Meisterschaften auf Bundesebene konkrete
Angebote zur Förderung der Jugend etabliert, die zur Stabilisierung
der Jugendstarts auf den Turnieren beitrugen. In diesem Jahr wurden
zudem 135 Förderschecks im Gesamtwert von 10.000 EUR (siehe
hier). Auf Länderebene werden Jugendcamps veranstaltet (siehe
hier). Der Erfolg: Konstante Starterzahlen auf der German
Open in den Jugendklassen (siehe
hier).
Die NRHA Germany bietet ein Jugendcamp in Kreuth an, auch die
Royal Bavarian Cutters e.V. veranstalten ein Youth Camp, um jugendliche
Reiter für den Cuttingsport zu interessieren.
Der VWB bietet mit dem JuTu jährlich ein Schnupperturnier an,
28 Jugendliche nahmen in diesem Jahr daran teil (siehe
hier).
Aachen; Bild: Weyand
Nachhaltige Jugendarbeit funktioniert nur gemeinsam und verbandsübergreifend
Bedauerlich ist, dass alle Verbände isoliert voneinander um dasselbe
knappe und kostbare Gut buhlen – den jugendlichen Nachwuchs.
Cleverer wäre es, tatsächlich verbandsübergreifend die Jugendarbeit
gemeinsam in den Regionen zu gestalten.
Trainingswochenenden mit Trainern vor Ort, Landeskader mit Jugendlichen
aus allen Verbänden und gemeinsame Jugendmeisterschaften würden
den Nachwuchs an den Westernreitsport insgesamt heranführen, die
Verbände könnten ihre finanziellen Mittel dazu poolen und Fördermittel
und Unterstützungsleistungen für entsprechende Aktivitäten beantragen
und gemeinsam von guten Ideen profitieren.
Und nicht zu vergessen – so würden die Verbände zudem auch um
den ehrenamtlichen Nachwuchs werben, denn auch die Zukunft des
Ehrenamtes ist überall ein drängendes Problem.
Für den AQHA-Sport im Speziellen ist die Entwicklung des
Jugendsports ist aber auch weiteres Indiz dafür, dass die
Ära des Zuchtverbandssport AQHA, APHA und ApHC der letzten
zwei Jahrzehnte endgültig sein Ende gefunden hat.
In diesem Jahr wurden auf den nur noch 21 AQHA-Turnieren (inkl.
VRH, SPEV, All-Novice etc.) rd. 2.000 AQHA-Starts weniger gezählt
als im letzten Jahr (*).
Turnierveranstalter wie der Ride Of America oder die All-Novice
Show Gut Heseberg haben bereits angekündigt, im kommenden
Jahr kein AQHA-Turnier mehr auszurichten.
Der Westernreitsport in Deutschland und Europa wird damit nun
von den rasseoffenen Verbänden bestimmt, vor allem von EWU
und NRHA.
Nicht wenige Profi- und Amateurreiter haben sich schon vor längerem
auf diese Entwicklung eingestellt, nun haben es auch die Jugendlichen
getan.
Wenn daran niemand etwas ändert, dann altert der Zuchtverbandssport
und der AQHA-Sport im Speziellen nur noch so lange mit seinen
Reitern, wie diese eben noch reiten können.
* Hinweis: AQHA-Starterzahlen inkl. Q23 Aachen,
Q23 Aachen auf Basis Mittelwert der letzten fünf Jahre
Aachen; Bild: Weyand
Mehr dazu
2022:
Ohne Nachwuchs keine Zukunft: Wo sind die jugendlichen Reiter
im AQHA-Sport geblieben?
2015:
Existenzgefährdend: Der Jugendschwund im AQHA-Sport hält weiter
an/ 45% weniger Starts seit 2012
Nachwuchssorgen
im Westernreitsport: Österreichische Verbände bieten Gratistrainings
an, DQHA will Youth Days etablieren
2014:
Rekordtief: Wo sind die jugendlichen Reiter im AQHA-Sport geblieben?
Erste
Westernreiter Union (EWU) und Deutsche Quarter Horse Assn. (DQHA)
– die beiden Big Player im sportlichen Vergleich
Maßnahmenpaket
AQHA Sport 2018
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z.B. Pat Faitz, Sylvia Katschker und Sylvia Jäckle für den
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