Bereits 2014 titelte wittelsbuerger.com "Wo sind die jugendlichen Reiter im AQHA-Sport geblieben?" (mehr dazu hier)
und wies auf eine beunruhigende Entwicklung hin: Fehlt die Jugend, fehlt auch der Nachwuchs der kommenden Jahre und damit die Reiter der Zukunft.
Gut möglich, daß die DQHA sich nun faktisch aus dem Jugendsport verabschieden will, Beispiel Nordrhein-Westfalen: Mit der Ausschreibung für die AQHA-Show in Sendenhorst bei Münster
(siehe hier) werden keine AQHA (Novice) Youth-Klassen mehr explizit angeboten, sondern nur noch auf Anfrage, zusammen mit rasseoffenen Klassen.
Eine Lösung, die bereits 2015 mit dem Ein-Tages-Turnier "Daelshof" in Kevelaer praktiziert wurde, mit folgendem Erfolg: Kein jugendlicher AQHA-Start war zu verzeichnen.
Mit der Begründung, man würde nur der (fehlenden) Nachfrage Rechnung tragen, erscheint es dann vollkommen unlogisch, daß auf dem Turnier in Sendenhorst hingegen noch Novice Amateur-Klassen (Level 1) ausgeschrieben werden. 2015 verzeichneten die erwachsenen Einsteiger ganze vier (4) Starts, die Jugendlichen gingen hingegen 24mal an den Start.
AQHA-Reiten wird in der Saison 2016 in Nordrhein-Westfalen teurer
Offensichtlich folgt die Nachfrage tatsächlich vielmehr dem Angebot: Vor fünf Jahren konnten Jugendliche noch auf sechs AQHA-Turnieren und fünf All-Novice Shows an den Start gehen, in diesem Jahr werden Youth-Klassen explizit nur noch auf zwei AQHA-Turnieren in NRW ausgeschrieben (WHPD, Regiofuturity) und für Einsteiger auf sechs All-Novice Shows.
Zusätzlich zu dem stark eingeschränkten Angebot wird der finanzielle Aufwand für die jugendlichen AQHA-Reiter in Nordrhein-Westfalen ab der Saison 2016 deutlich größer: Die Start- und Meldestellengebühren steigen um jeweils zwei EUR, die Flat Fees um 45% auf 60 EUR
(aktueller AQHA-Startgeldvergleich).
Think global, act local!
Diese Entwicklung im Jugendbereich ist nicht ausschließlich DQHA-selbstgemacht, immerhin stehen die Reitverbände in einer Reihe
mit zahlreichen großen Sportverbänden. Viele leiden darunter, dass immer weniger Kinder
und Jugendliche in den Nachmittagsstunden Zeit für Sport haben. Der Deutsche Leichtathletik-Verband
verlor 2,13 Prozent (18.189 Mitglieder), der Deutsche Handball-Bund 2,07
Prozent (16.625), der Deutsche Tennis Bund 1,84 (27.080), der Deutsche TischtennisBund
1,7 (10.167) und der Deutsche Schwimmverband 0,87 (4.970), berichtet die FN in ihrem Jahresbericht.
Aber: "Auf der Suche nach den Reitern von morgen: Ohne geeigneten Nachwuchs ist jede Sportart in ihrer Existenz gefährdet. Nur junge und engagierte Reiter können die Zukunft des Reitsports sichern", so leitet die FN ihre Jugend-Initiative ein. Denn trotz beeinträchtigender Rahmenbedingungen durch konkurrierende Freizeitangebote oder steigende schulische Zeitanforderungen haben Jugendliche ein höheres Zeitkontigent als Erwachsene. So beträgt der Anteil der Reiter im klassichen Reitsport unter 21 Jahren ca. 75%, trotz demographischer Entwicklung und allen anderen, gebetsmühlenartig genannten Widrigkeiten.
Eine Aufgabe, die vor allem der Westernreitsport nur verbandsübergreifend, gemeinsam angehen kann, als attraktive Sportart generell gegenüber anderen Alternativen, aber auch als coole Alternative zum klassischen Reitsport im Speziellen.
Bevor die Verbandsfunktionäre aber da für die großen Konzepte aufeinander warten, muss jeder Verband seine Hausaufgaben machen - bevor es tatsächlich zu spät ist.
Seltener Anblick: Jugendliche auf einem AQHA-Turnier