"Die großen Turniere werden größer, die mittleren und kleinen
werden noch kleiner oder fallen ganz weg", das befürchteten die
AQHA-Turnierreiter schon im Laufe der letzten Saison 2013, und
sie sollen Recht behalten, denn sie erleben derzeit die Erosion
ihres Sports:
Zwar werden die Starterzahlen 2014 insgesamt gesehen etwas höher
ausfallen als im Vorjahr, allerdings liegt das fast ausschließlich
an den großen Starterfeldern der Big 6, den großen 4fach/6fach-Turnieren
in Kreuth, Wenden und Aachen.
Die AQHA hat nun nahezu alle Turniere 2014 erfasst (Ausnahme: Ostfuturity, All-Novice Schotten, Intro Großbeeren), und im letzten Teil der großen w!.com-Analyse zur Quarter Horse-Turnierlandschaft 2014 zeigen nun auch die
Veränderungen innerhalb der einzelnen Turnierformate und Reitergruppen dringenden Handlungsbedarf.
Und
während die großen Turniere noch größer werden, werden die kleinen
oder mittelgroßen Turniere immer kleiner – oder finden gar nicht
mehr statt:
Schotten (Hessen) 2 AQHA Shows (komplett)
Babenhausen (Hessen) 1 AQHA Show (komplett)
Langenbrettach (Baden-Württemberg) 1 AQHA Show (komplett)
Nümbrecht (Nordrhein-Westfalen) 1 AQHA-Show (komplett)
Balingen (Baden-Württemberg) 1 AQHA Show (komplett)
Gebroth (Rheinland-Pfalz) 1 AQHA Show (komplett)
Datteln (Nordrhein-Westfalen) 1 AQHA Show (komplett)
Kreuth ISS (Bayern) 1 AQHA Show (nur noch 1fach Show)
Laubach (Rheinland-Pfalz) 1 AQHA Show (nur noch 1fach Show)
Adenbüttel (All Novice) (komplett)
Gechingen (Ranch Horse) (komplett)
Einfach-Shows - die kleinen AQHA-Turniere mit einem Richter
Sie machen das AQHA-Turnierreiten eigentlich auf breiter Flur
attraktiv und sind oft der Einstieg in den AQHA-Sport: Die kleineren
Einfach-Shows, mit einem Richter meist an einem Tag und dadurch
deutlich weniger kostenintensiv als die größeren Turniere.
Aber gerade in diesem Segment zeigt sich der Rückzug des AQHA-Sports
am deutlichsten: Alleine acht AQHA-Shows in diesem Jahr fielen
aus, neu hinzugekommen ist dagegen nur ein Turnier. Und die Turniere,
die noch stattfinden, haben überwiegend mit Starterrückgängen
zu kämpfen. -47% Starts im Segment der Einfach -Shows
Die mittelgroßen AQHA Zweifach-Shows mit zwei Richtern
Zwei Richter, zweimal AQHA-Punkte erzielen: Diese Turnierform
ist für engagierte Turnierreiter gedacht, die bereit sind, mehr
in das Turnierwochenende zu investieren, denn neben den höheren
Startgebühren kommen oft Box und Unterkunft hinzu.
In diesem Segment fanden in dieser Saison zwei neue AQHA Shows
statt, das Easter Classic in Eltze und die Ostdeutsche AQHA-Meisterschaft
in Cunersdorf. Allerdings: Das Easter Classic in Eltze verzeichnete
lediglich 107 Starts (vorher: 248), die Ostdeutsche AQHA-Meisterschaft
in Cunersdorf gerade mal 68 Starts. Damit ist zu befürchten, dass
diese Shows in der Saison 2015 wohlmöglich schon nicht mehr stattfinden
werden. Bis auf das Spring Warm Up in Wenden (+80%) und die Westfuturity
in Issum (+57 %) verzeichnen zudem alle AQHA-Zweifach-Shows deutliche
Starterrückgange, bis zu 47 % (Erbach) oder 41 % (Midsummer Wenden).
Lediglich die Südfuturity hielt sich mit 13 Starts mehr noch auf
Vorjahresniveau. -7% Starts bei den Zweifach-Shows
Die Big 6 – 4-/ 6-fach AQHA-Shows in Kreuth, Wenden und Aachen
Starterzuwächse bis zu 35%, das ist die Bilanz der größten AQHA-Shows
in Deutschland. Während die Turniere in Rest der Republik schrumpfen
oder verschwinden, füllen sich die Klassen in Kreuth, Wenden und
Aachen (mehr
dazu hier). +17% Starts bei den Big 6 Shows
All-Novice Shows erholen sich nicht
Stell dir vor, es gibt etwas umsonst - und keiner will es! So
sieht es derzeit bei den All-Novice Shows in Deutschland aus,
zumindest von Veranstalterseite. Von ehemals 15 AQHA All-Novice
im Jahr 2012 finden jetzt nur noch acht statt, davon alleine sechs
in NRW, und das, obwohl die AQHA ärgerliche Regeländerungen wieder
zurücknahm und zehn All-Novice Shows im Jahr die Approval-Gebühren
erlässt (mehr
dazu hier).
Versatility Ranch Horse und Special Events
Früher waren Special Events dafür gedacht, auf Turnieren mit einer
Spezial-Disziplin (z.B. NRHA-Turnier) auch eine AQHA-Show mit
dieser Klasse abzuhalten, mittlerweilen findet man sie nur noch
in Kombination mit den Versatility Ranch Horse-Turnieren. Zehn
solcher AQHA-Shows fanden 2014 statt, im Durchschnitt verzeichnet
jede dieser Shows rd. 15 Starts insgesamt.
Wo ist der Nachwuchs: So wenig Youth-Starts wie noch nie
Sorgen machen muss man sich auch um den Nachwuchs im AQHA-Sport:
Die Youth-Starts gingen innerhalb einer Saison um 27% zurück,
im Segment der Jugendliche und Einsteiger (Novice) bedeutet das
einen Rückgang um 30% seit 2012. In diesem Jahr konnten die ersten
Turniere ganz ohne Jugendliche verzeichnet werden.
Immer seltener zu sehen: Jugendliche im Quarter
Horse-Sport
Ein einmal weggefallenes Turnier kommt so schnell nicht wieder
Es ist ein stehender Satz, daß es bis zu siebenmal teurer ist,
einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen Stammkunden zu halten.
Ähnlich ist es mit Turnieren: Bis ein Turnier sich etabliert und
seine „Kunden“, die Reiter, von sich überzeugt hat, können Jahre
vergehen.
Zudem kehren einmal ausgefallene Turniere selten wieder, sondern
sind für immer aus dem Turnierkalender verschwunden, ohne daß
es Ersatz für sie gibt. Neustadt/Dosse, Bremen, Löhne, Vaterstetten,
Lübben, Heiligenwald, Nümbrecht – ein Ausschnitt von ehemaligen,
traditionellen AQHA-Turnierorten.
Will die DQHA den Quarter Horse-Sport für ihre Mitglieder noch
gestalten?
Der Strukturwandel ist in vollem Gange, die EWU hat schon seit
Jahren mehr Quarter Horses in ihrem Sport als die AQHA (mehr
dazu hier), und jetzt hat diese Entwicklung nun auch den Leistungssport
an der Spitze erreicht: Die German Open verzeichnete in diesem
Jahr mit über 400 Quarter Horses einen weiteren Starterzuwachs
in Folge und hatte erstmals damit genauso viele Quarter Horses
auf ihrer Hauptschau wie die DQHA auf ihrer Hauptschau, der Q14
in Aachen (mehr
dazu hier). Entscheidend für die Zukunft ist also, ob und
wie sehr sich die DQHA als „europaweit
agierender Sportverband“ (Selbstbeschreibung!) überhaupt noch
verpflichtet fühlt, gestalterisch auf diese Entwicklung im Quarter
Horse-Sport einzuwirken, oder ob sie sich auf ihre - selbst zugewiesene
- Rolle als Eventagentur für QH-EM und Q-Serie zurückziehen will.
Die wichtigste Frage für den DQHA-Vorstand sollte sein: Was
wollen eigentlich die Mitglieder?
Die vom Vorstand faktisch eingeleitete Europastrategie der DQHA
als "europaweit agierender Sport- und Zuchtverband mit Geschäftssitz
und Dienstort in Aschaffenburg" ist demokratisch von der Mitgliederschaft
bislang weder diskutiert noch überhaupt legitimiert worden.
Die Ausweitung des Tatigkeitsbereiches auf Europa, die ersten
durchgeführten Zuchtschauen im Ausland, die Organisation der Quarter
Horse-Europameisterschaft und die zunehmende organisatorische
Übernahme der FEQHA lösen nicht eine der Herausforderungen, vor
denen der Verband steht - Jugend, Sport, Zucht. Im Gegenteil,
diese Strategie geht zu Lasten der ohnehin schon begrenzten Ressourcen,
vor allem angesichts der grassierenden Schwindsucht sowohl auf
zentraler Ebene in den Ausschüssen als auch auf regionaler Ebene
in den Regionalgruppen.
Bereits jetzt ist die ehrenamtliche Belastung neben den hauptberuflichen
Tätigkeiten schon immens: Markus Rensing vereint auf seine Person
nicht nur die Funktion des DQHA-Zuchtobmanns, eines europaweit
tätigen Zuchtrichters und Interims-Zuchtleiters, sondern er ist
die zentrale Figur in der Durchführung der DQHA Q-Serie und wirkt
obendrein bei der APHA als European Director und bei der AQHA
als Director.
Michaela Kayser Kayser ist Showmanagerin der Quarter Horse-Europameisterschaft,
der DQHA Q-Serie, fungiert zudem als DQHA-Sportobfrau und AQHA
Director, während Klaus Wichtmann, ebenfalls im Orga-team der
Quarter Horse-Europameisterschaft, zudem als DQHA- Futuritybeauftragter
tätig und im Gespräch für einen zukünftigen DQHA-Vorstandsposten
Futurity ist.
Wie, ob und warum sich das alles miteinander vereinbaren lässt,
sollte eine der zentralen Themen auf der DQHA-Jahreshauptversammlung
am 22. Februar 2015 in Kassel sein.
Denn der Wille des Vereins wird ausschließlich durch Beschlussfassung
der Mehrheit der Mitgliederversammlung gebildet:
Das Wort Europa wird in der Satzung der DQHA mit keinem Wort erwähnt.