Am Montagvormittag traf sich der Jugendkader am Frankfurter Flughafen. Wir waren schon sehr aufgeregt und konnten es kaum abwarten endlich dort zu sein, doch erstmal mussten wir uns in Geduld üben und einen sehr langen Flug ertragen. Zwei von uns sind überhaupt das erste mal geflogen. Nach einem vierstündigen Umsteigeaufenthalt in Cinncinatti kamen wir endlich nachts um drei Uhr am Motel in Gainesville an, wo wir drei Tage verbringen wollten.
Am Dienstag wurden wir von Astrid und Johannes Orgeldinger begrüßt, die uns auf ihre Ranch einluden und uns die Tore vieler namhafter Ranches und Trainer öffneten. Wir besuchten zunächst Mike Moser, mehrfacher Worldchampion in Pleasure, nun aber zu Reining gewechselt und die Babcock Ranch, das zu Hause von „Smart Chic Olena“ und „Reminic“, die wir uns in echt ansehen durften. Wir waren sehr beeindruckt von den Ranches und den wunderschönen Pferden. An diesem Nachmittag fuhren wir in zwei Westernsupermärkte einkaufen, in denen wir ordentlich unsere ersten Dollar ausgaben. Abends wurden wir von Johannes und Astrid zum Essen in einem urigen Lokal eingeladen. Anschließend waren wir von unseren Eindrücken geschafft und beeindruckt. Amerika war auf der einen Seite so wie wir es uns vorgestellt hatten und auf der anderen Seite überhaupt nicht so. Auf jeden Fall war es hier viel heißer als in Deutschland...
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Der nächste Tag war der Trainingstag für unsere Cutter. Der Cuttingtrainer von Johannes Orgeldinger Josh erklärte die Regeln und gab viele Tipps und Tricks zum Cutting. Carolin und Philip Knebel durften es an seinen Rindern anschließend ausprobieren. Beide machten es echt gut.
Zuletzt an diesem Tag besuchten wir die Robbie Schroeder Ranch, die nicht nur für die Erfolge in den Rinderklasssen und Reining bekannt ist, sondern auch für Pleasure und Western Riding. Während Robbie uns ohne Sattel den berühmten Pleasurehengst „Blazing Hot“ mit fliegenden Wechseln vorritt, ropte oder ritt daneben sein Sohn die Kälber. Am nächsten Tag besuchten wir den Trainingsstall der Knabenschue`s, die uns viele Tipps für die Allroundklassen gaben. An diesem letzten Vorbereitungsabend fuhren wir zu einem See zum Schwimmen. Der See war riesig und hatte einen Badestrand, was uns die Befürchtungen vor Algen und tiefem Wasser sowie Unmengen von Fischen nahm und so konnten wir das Rumalbern im warmen Wasser richtig genießen. Doch einige Tage später erfuhren wir, dass es in diesem See Wasserschlangen gibt! So wurde uns schon gleich anders zumute... Wir fanden es sehr nett, dass es uns nicht vorher gesagt wurde, denn sonst wäre bestimmt kaum einer dort rein gegangen und wir hätten nicht soviel Spaß gehabt. Abends lud uns Johannes nochmals zum Essen ein. Wir bedankten uns sehr bei Astrid und Johannes für ihre Gastfreundschaft. Ohne sie wären die Ranchbesuche und das Cuttingtraining nicht möglich gewesen.
Den Freitag verbrachten wir voller Vorfreude auf die nächsten Tage mit den anderen Teams im Auto auf dem Weg durch Texas nach Amarillo zum Youth World Cup.
Das Hotel Ambassador, das beste Hotel in Amarillo, erreichten wir gegen sechs Uhr, wo wir schon die ersten Teams sahen und sofort mit den Ersten ins Gespräch kamen. Wir waren wirklich gespannt. Das Hotel war super schick. Einige gingen gleich in den leider sehr kalten, kleinen und niedrigen Swimmingpool. Dafür war der Whirlpool klasse! Um neun fuhren wir ein letztes Mal mit den Betreuern zum Essen, da diese in einem anderen Hotel untergebracht waren. Erst spät waren wir zurück. Samstagabend sollte für alle Teams der Begrüßungsabend sein, so hatten wir fast den ganzen Tag Zeit um uns noch mal auszuspannen. Wir sahen das Fußballspiel Deutschland gegen Schweden und gingen in der Westgate Mall einkaufen. Vier Busse, die uns auch die nächste Woche fahren sollten, brachten uns zum Civic Center von Amarillo. Dort gab es einen Empfang und Begrüßung durch die AQHA. Gastgeschenke der Teams wurden verteilt und eine Show mit einem echt spaßigen Zauberer. Am nächsten Tag wurden morgens im Amarillo National Center die Pferde ausgelost. Wir bekamen eine sehr gute Pferdegruppe. Die Belgier hatten nämlich zwei lahme Pferde und als wir unsere Pferde ausprobierten und sahen wie die Pferde von den anderen Teams liefen fanden wir, dass wir Glück hatten. Von Montag bis Mittwoch fanden dann die Clinics statt, die für alle sehr interessant waren, auch für die, die nicht ritten. Wir lernten sehr viel dazu. Die AQHA hatte berühmte Pferdeleute wie z.B. Lynn Palmer aufgeboten, die uns unterrichteten. Unsere Abendaktivitäten nach jedem langen Tag im Center waren so, dass wir abends immer zu verschiedenen Orten zum Essen gefahren wurden. Auf der Pluhar`s Ranch wurde gegrillt und in der Stallgasse getanzt. Die Italiener begannen eine Wasserschlacht mit dem Wasserschlauch aber bei der Hitze war das eher angenehm. Es war leider schon viel zu früh vorbei. Im Freizeitpark ,,Wonderland“ gab es Mega-Achterbahnen und eine sehr nasse Wildwasserbahn. Dort wird man richtig nass bis auf die Haut. Einige sind gleich fünfmal damit gefahren, was zur Folge hatte, dass es früher zum Hotel ging, damit wir uns nicht erkälten und uns umziehen konnten. Einen Abend fuhren wir zu einem richtigen Canyon um das Musical „Texas“ zu sehen. Die Landschaft war wunderschön. Wir konnten in die umgebenden Schluchten sehen als wir auf einen kleinen Berg stiegen. Das Bühnenbild war der Canyon, ein echt aussehendes Feuer wurde gelegt und ein Reiter ritt bei Sonnenuntergang im gestreckten Gallopp mit der US-Flagge auf dem Klippenrand des Canyon entlang. Dieses Musical war wirklich anders als die, die wir bisher kannten.
Die Tage bis zu den Wettkampftagen waren sehr entspannt, doch durch die Hitze waren wir ziemlich schlaff. Um uns abzukühlen machten wir mit den anderen Teams kleine Wasserschlachten, doch wirklich viel genützt hat es leider nicht und außerdem bekamen wir auch noch etwas Ärger. Nur das amerikanische Essen war mehr als gewöhnungsbedürftig. Pancakes und Rührei mit Bacon, Wraps und super süße Donuts am Morgen sowie Steak zu Mittag und Abend konnten wir langsam nicht mehr sehen. So wurden wir von Lotte und André mit Obst und Schokolade versorgt. Viele freuten sich schon auf das Essen zu Hause... Am Donnerstag fuhren alle zur Jones Quater Horse Arena, wo das Cutting stattfinden sollte. Die Cuttingreiter bekamen zu zweit ein Pferd und jeder hatte ein paar Minuten Zeit an den Rindern zu arbeiten und Tipps zu erhalten. Nach der Clinic ging es dann los: Es herrschte eine Wahnsinnsstimmung. Jedes Team feuerte seine Reiter so stark an, dass die Rinder schon unruhig wurden. Alle Cuttingpferde waren von hervorragender Qualität. Caro und Philip machten ihre Sache super. Der Wettkampf für die Reining verlief wie beim Cutting, nur das es im Amarillo National Center stattfand. Auch hier hatten wir Glück mit den Pferden: bei Pias Pferd hieß es, dass es eines der Besten gewesen sei. Leider hatte sie einen Spin zu viel gemacht. Aber das ist schon den besten Profis passiert. Sie hätte unter den Ersten sein können, doch wir freuten uns trotzdem. Noch war nichts verloren!
Die letzten beiden Tuniertage waren am anstrengendsten und am Nerven zerreissensten. Wir waren jedes Mal alle total aufgeregt wenn unsere Leute ritten. Wir sahen uns in einem sehr positiven Licht, dass die Richter am Samstag leider völlig anders sahen: man setzte uns unglaublich weit nach hinten in den Prüfungen, sogar unseren „Alten“ (One In A Hundred) haben sie weit nach hinten gesetzt. Etwas enttäuscht, aber doch froh nicht ganz weit hinten gelandet zu sein hofften wir einfach, dass der nächste Tag besser wird. Und wir wurden nicht enttäuscht: es lief alles besser! Philipp Zielinski gewann den Trail und Philip Knebel die Westernriding sowie die Pleasure und wurde in der Horsemanship Sechster. Unsere Freude war riesig! Jetzt fehlten nur noch die Hunter Under Saddle und die Hunt Seat Equitation, bei denen wir auch glaubten gute Chancen zu haben. Doch hier lief es nicht so wie wir wollten. Keiner war in der Platzierung dabei und so überholten uns die Italiener und auch die USA sowie Kanada mit Australien. Alle rückten deutlich nach vorne. Aber auch ein sechster Platz ist toll und so war unsere Freude größer als die Enttäuschung. Daher konnten wir abends, als die Ehrungen im Civic Center gemacht wurden, ordentlich mit den anderen feiern. Es wurde leider kein langer Abend aber dafür war die Musik richtig gut und wir hatten viel Spaß mit den anderen Teams auf der Tanzfläche. Viel zu schnell war der Abend vorbei, doch viele nahmen sich vor im Hotel weiter zu feiern. Dort bedankten wir uns sehr bei Torsten und nahmen Abschied von ihm, weil er schon nach Hause fliegen musste, um sich um seine Anlage zu kümmern. Wir aber reisten erst Mittwoch ab. Während einige aus den Teams sich im vierten und siebten Stock versammelten um dort sich etwas lauter als angebracht zu unterhalten zogen andere sich leise in ihre Zimmer zurück. Jeder nahm Abschied auf seine Weise, es wurden Adressen und Nummern ausgetauscht und es gab nicht wenige die traurig waren, dass der Youth World Cup schon vorbei war. Viele reisten schon früh am Morgen ab. Wir fuhren um elf mit unseren Betreuern nach Fort Worth, um dort den Independence Day zu erleben. Abends erreichten wir das Motel, das einen sehr schönen Swimmingpool hatte, in den wir auch gleich reinsprangen. Danach waren wir ein letztes Mal Fastfood essen und gingen als wir zurück waren wenig später schlafen. Unseren letzten Tag verbrachten wir um die Mittagszeit bei den Stockyards einem berühmten Viertel für den Stil einer Westerntown. Dort gab es eine Rodeoarena, die wir uns ansahen, Shops, Bars, Restaurants, ein Hotel im Jahrhundertstil, ein Cowboymuseum und an diesem Tag gab es Attraktionen wie ein Concert von Country-Sängern und eine Herde freilaufender Longhorns, die von Cowboys mit Pferden einmal um den Block getrieben wurden, sowie Longhorns auf die man sich raufsetzten konnte. Es herrschte reges Treiben auf den Straßen: einige Männer fuhren mit ihren Mädels auf Harleys durch die Stockyards und hielten vor einer Bar. Andere kamen mit ihren hochgetunten Sportwagen. Den Nachmittag sahen wir das Fußballspiel Deutschland gegen Italien und vergnügten uns am Pool, bis es anfing wie aus Eimern zu regnen und alles draußen unter Wasser stand. So passte das Wetter sich unserer Stimmung nach dem Fußballspiel an. Enttäuscht über das Ergebnis des Fußballspiels fuhren wir zu der ebenfalls in Fort Worth stattfindenden Paint World Show, um dort unser letztes Geld ausgeben zu können und uns die Paints mal genauer anzusehen. Leider reichte die Zeit nur noch für das Finale der Yearling Stallions Open Halter. Zum Abendessen sehnten wir uns nach Pasta aber fanden keinen Italiener, stattdessen fanden wir einen Chinesen, Hauptsache mal anderes Essen. Um zehn gab es dann ein tolles Feuerwerk, das wir von einer Anhöhe aus mit ganz vielen anderen Amerikanern ansahen. Nun war für uns der schöne Aufenthalt zu Ende. Einige freuten sich schon sehr darauf nach Hause zu kommen und andere wären gerne noch länger geblieben.
Früh fuhren wir zum Flughafen und flogen nach Atlanta, aber da wir Stau beim Starten wegen Unwetter hatten verpassten wir nun unseren Anschlussflug nach Frankfurt. Notdürftig wurden wir in einen Flieger nach Manchester (England) gesetzt, wo wir am Donnerstag nach Londoner Zeit um halb zehn Uhr morgens landeten. Um drei Uhr waren wir dann endlich in Frankfurt. Nun mussten wir Abschied voneinander nehmen, der einigen sehr schwer viel .Bei diesem Youth World Cup haben wir wirklich sehr viel für das Leben gelernt: Im Umgang mit und über Pferde, aber auch mit uns Menschen. Wir sind alle eng aneinander gewachsen, haben uns gegenseitig unterstützt und damit wertvolle Teamfähigkeit erzielt. Wir werden dieses Ereignis hoffentlich lange in Erinnerung haben und danken allen die es uns ermöglicht haben daran teil zu nehmen: Unseren Eltern zu Hause und denen die mitgekommen waren, unsere Betreuer Lotte und André von der DQHA. Vor allem möchten wir uns bei Torsten Haier bedanken, der uns ein toller Trainer war und immer die helfenden Worte fand sowie bei Astrid und Johannes Orgeldinger, denen wir die Besuche auf den Ranches verdanken und allen, die uns finanziell unterstützt haben (AQHA, Western Sports Apparel, Spielbank Berlin, Finca Barroca, Steigerwald Werkzeugbau, Astrid und Johannes Orgeldinger, DV Westernwear, Drei Linden Hof, Ludwig Quarter Horses, Seehotel Niedernberg, Klaus Kühn Werbung und Design, Fa. Stiefel Digitalprint GmbH, Green Ground Ranch, Michael Saupe, Oliver Bahn, Herr Raschat).
Nicht zuletzt danken wir der AQHA und der DQHA, die uns diese Erlebnisse ermöglicht haben.
Wir sind froh und stolz, dass wir Deutschland beim AQHA Youth World Cup 2006 in Amarillo vertreten durften.