Wasser
predigen, Wein trinken?
Wie sparen bei der
DQHA in der Realität aussehen kann, zeigen zwei aktuelle
Beispiele aus dem originären Kernbereich Zucht.
Die OVATOR PegaPlus
Fohlenschauen sind das Aushängeschild der DQHA im Zuchtbereich,
in diesem Jahr stockte der Sponsor Ovator seine Förderung sogar
auf.
Daß aber erst kurzfristig
die Termine für die Fohlenschauen 2005 bekannt gegeben werden
konnten, lag nicht zuletzt an einem Streit zwischen dem Schatzmeister und den
Zuchtrichtern der DQHA, die einer Reduzierung ihrer Tagessätze
um 50% auf EUR 80 / Tag und einer gekürzten Kilometergeldpauschale
von 0,10 EUR zustimmen sollten.
Der Streit eskalierte,
denn zu Recht monierten einige Zuchtrichter, dass die Kilometergeldpauschale
hinsichtlich der aktuellen Preise maximal die Spritkosten abdecken
würde und weit vom in Unternehmen und bis dato auch bei der DQHA
üblichen Pauschalsatz von EUR 0,30 / km entfernt sei, ganz abgesehen
von dem angestrebten Tagessatz.
Der Tonfall der Auseinandersetzung
wurde schärfer, der Schatzmeister warf seinen Zuchtrichtern gar
„persönliche Bereicherung“ vor, mit dem Erfolg, daß in diesem
Jahr lediglich zwei Zuchtrichter für die 16 Fohlenschauen arbeiten
werden.
Gespart wurde allerdings
dabei nicht, ganz im Gegenteil:
12 dieser Fohlenschauen
werden so nun von der Zuchtleiterin Gesa Meier-Bidmon gerichtet,
und deren Entgelt soll aufgrund ihrer Zuchtleitungsfunktion
nicht bei den angestrebten 80 EUR /Tag liegen, sondern bei EUR 500 / Tag, wie
wir aus Vorstandskreisen erfahren. Das
führt dazu, dass die Fohlenschauen wohl zu einem Mehraufwand von
rund EUR 2.000 führen werden, da „billigere“ Zuchtrichter jetzt
nicht mehr eingesetzt werden.
Und zum krönenden Abschluß
konnte der eigentliche Grund der Auseinandersetzung, die geplanten
Einsparungen, wohl gar nicht vollständig durchgesetzt werden,
wie zu erfahren ist. Geholfen wurde also niemandem, aber viel
Porzellan wurde dabei zerschlagen, und das angestrebte dünne Plus
des Haushaltsplans 2005 (mehr
dazu hier) von EUR
2.300 könnte so weiter entfernt sein als je zuvor.
Es war schon immer
etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben?
Ein weiteres Beispiel
verfehlter Politik im Kerngeschäft der DQHA liefert das Beispiel
einer Quarter Horse-Züchterin aus Bayern. Diese, so beschreibt
sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Breeders Chronicle“,
wandte sich zwecks Körung von elf Hengsten an die DQHA mit der
Bitte um einen Termin. Gerne, so antwortete man ihr, könnte sie
diese Hengste auf der Körung in Kreuth 2004 vorstellen.
Auf den Einwand der
Züchterin, dass eine Fahrt und der Aufenthalt in Kreuth mit elf
Hengsten nicht nur logistisch, sondern auch finanziell eine extrem
große Herausforderung sei, beschied man ihr lapidar:
„Wenn ihr euch (die Hengstkörung in) Kreuth nicht leisten könnt,
dann müsst ihr die Hengste halt nach und nach zur Körung vorstellen.“
Kurzentschlossen ließ
die Züchterin ihre Hengste beim Bayerischen Zuchtverband für Kleinpferde
und Spezialpferderassen e.V. kören, denn dort war die
Hauskörung möglich.
Keine Ruhmestaten also
für einen Verein, der anstrebt, demnächst als Zuchtverband der
Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) beizutreten.
Das Warum und das
Wofür
Und so hält das Mysterium
„Falschgeiz“ scheinbar Einzug in das Tagesgeschäft der DQHA, der
nach den Verlusten der vergangenen Jahre ohnehin kaum großartiger
finanzieller Spielraum bleibt. Dieser könnte in Zukunft noch geringer
werden, denn Ungemach droht jetzt vom größten Aktivposten der
Bilanz, den Mitgliedern.
Denn die Mitglieder
und zunehmend auch Funktionäre des Vereins fragen sich, welche
Signale die DQHA mit ihrer Politik aussenden will und welche Strategie
dabei verfolgt wird. Kurzum – die Sinnfrage wird gestellt.
Die öffentliche Diskussion
über den Sinn einer DQHA-Mitgliedschaft, beispielhaft nachzulesen
im „Breeders Chronicle“, weitet sich aus, eine fatale Situation:
„So
attraktiv die DQHA früher einmal war, hat dieses ganz stark nachgelassen“;
„Wozu brauche ich eine DQHA?“
Scheinbar bleibt in
Zeiten knapper werdender Budgets unter dem Strich für viele Quarter
Horse-Besitzer kaum mehr ein Argument für ihre Mitgliedschaft.
Gekürzte Servicezeiten,
Einführung von Bearbeitungsgebühren, lange Wartezeiten, das verträgt
sich für den Kunden nicht mit einer scheinbar unausweichlichen
Erhöhung des Mitgliedsbeitrages. Und den Solidaritätsbonus, mit
einer Mitgliedschaft „die Quarter Horse-Szene in Deutschland“
zu unterstützen, mag angesichts der Entwicklung wohl auch keiner
mehr geben.
Angesichts dieser Zustände
ging vor kurzem eine E-Mail an die Regionalgruppen heraus, mit
der Bitte, sich doch einmal Gedanken zu machen, wie die DQHA „in
Zukunft attraktiver“ für die (potentiellen) Mitglieder werden
könne.
Heißer Favorit der
Vorschläge ist zurzeit der „DQHA-Stützpunkt“, der verteilt
in allen Regionen ein Anlaufpunkt für Freizeitreiter sein soll.
Dieser soll die Kette zwischen Vorstand bzw. Regionalgruppe und
der „Basis“ schließen, vornehmlich in Form von „anerkannten“ Ställen,
und per DQHA-Auszeichnung „aktiv zum positiven Image“ beitragen.
Welche Vorteile letztendlich
für die Stallbetreiber daraus entstehen sollen, bleibt zunächst
vollkommen offen, denn seitens der DQHA kann man sich bestenfalls
Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit und maximal einzelfallbezogen
finanzielle Förderung vorstellen.
Offen bleibt auch die
Frage, wer die Kriterien für eine solche Auszeichnung festlegt.
Und ob gerade ein Freizeitreiter eine DQHA-Unterstützung
benötigt und organisiert werden möchte von einem Verein.
Aber obgleich noch
ohne Konzept, es wird bereits eifrig nach einem Namen gesucht,
denn es könnte gerade in Hinblick auf die Basisarbeit der EWU
oder des VWB „eine Konkurrenzsituation angenommen werden, die
wir nicht wollen“, so ein Vorstandmitglied. Die DQHA umwirbt den
Freizeitreiter, aber will dieser das wirklich?
Vielleicht hätte die
Kette zur Basis ja bereits schon jetzt geschlossen werden können,
wenn man den VIP-Bereich auf der Party in Großwallstadt einfach
weggelassen hätte. Da wäre man ganz nah an der Basis gewesen,
ohne großen Aufwand. Und im Übrigen absolut kostensparend, dafür
aber endlich mal imagefördernd.
"Die Macher"
Ganz
im Gegensatz zu einem sechsseitigen Artikel in der Verkaufspferdezeitung
„Pferdemarkt“, in der „die Macher der DQHA“, der aktuelle Vorstand,
portraitiert wurden.
Mit dem nötigen Feingefühl
für die Sorgen und Ansprüche der Basis, erfährt man „über die
Macher“ doch beispielsweise, daß Familie Mamerow „untrennbar mit
einem der berühmtesten Reininghengste“ verbunden ist: Nics
Peppy Train. Man mag es unserer Unkenntnis anlasten, daß wir
genau diesen Namen nicht auf Anhieb in der Rangliste „Top 200
All-Time Stallions Ranked by Offspring Lifetime NRHA Earnings“
gefunden haben.
Und in diesem Plauderton
geht es weiter: Sebastian Hünnekens, Sohn des Präsidenten Bernhard
Hünekens, ist „einer der erfolgreichsten Cutting und Cowhorse
Trainer Deutschlands“, „Westernurgestein Johannes Orgeldinger
ist selbst erfolgreicher Turnierreiter.“
Sicherlich gab es gute
Gründe, einen solchen Artikel nicht in einem Fachblatt wie dem
Quarter Horse Journal oder der Western Horse zum Abdruck anlässlich
des 30-jährigen Bestehens der DQHA zu geben.
Der vermeintlich „unkundige“
Leser des „Pferdemarktes“ aber findet das Wort Regionalgruppe
nicht ein einziges Mal auf den sechs Seiten – genau die, die
ihm jetzt die Vorteile einer DQHA-Mitgliedschaft erklären
sollen.
Werden es denn „die Macher“ tun?
Schön und notwendig
wäre es also nun nach all den charmanten Worten, wenn die Lösungen
für die drängenden Probleme sichtbar und umgesetzt würden. Im
kommenden Jahr wird wieder gewählt, und es ist mehr als nur eine
Frage der Ehre, welches Fazit man über seine drei Jahre Tätigkeit
als Vorstandsmitglied den zahlenden Mitgliedern präsentieren will.
So eines wie in diesem Jahr sicherlich nicht, bleibt zumindest
zu hoffen.
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