Wegbereiter der Züchter – so hat sich Ulli Vey einmal über seine
eigene Rolle als Turnierveranstalter geäußert. Was im letzten Jahr
schon klar war, er aber nicht (von uns) hören wollte: Er ist vor
allem der Wegbereiter der Reiningzüchter.
An sich ist das nichts Schlimmes, Reining soll in den Kanon der
Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsreiter aufschließen.
Schade ist nur, dass dafür ein traditionsreiches AQHA-Turnier im
18. Jahr herhalten muß. Denn wenn man die Starterzahlen genau betrachtet,
stellt man fest, dass die Starter in allen Bereichen des AQHA-Turniers
scheinbar deutlich zurückgehen.
Wir haben einmal die Veränderungen zum Vorjahr analysiert:
NRHA und andere Reiningklassen: + 86 Starts
NCHA: +/- 0
NSBA: +2 Starts
(Hinweis: Bei den Reiningklassen wurden z.T. mehrere Prüfungen
in einem Lauf durchgeführt. Daher kann die effektive Anzahl
Starts von der rechnerischen Anzahl Starter abweichen. Schließlich
wurden für mehrere Prüfungen in einem Lauf auch mehrere
Startfelder bezahlt.)
Promotion
Das bedeutet:
142 AQHA-Starts (mit Reining) stehen rechnerisch 188 NRHA- bzw.
anderen Reiningstarts entgegen (wie CRI, DM, Coming Six).
Und:
82 AQHA-Starts (ohne Reining) stehen rechnerisch 248 Reiningstarts
gegenüber.
Das heißt wiederum, dass die AQHA-Nicht-Reiningklassen nur noch ein Drittel an Starts ausmachen gegenüber allen Reiningklassen. Die Trailklassen wurden beispielsweise zusammengelegt, aus jeweils neun Startern in Junior und Senior Trail wurden nur acht im All Ages Trail.
Es ist also wieder mal an der Zeit, darüber nachzudenken, warum ein AQHA-Reiter nach Bremen fahren soll, wenn er nicht Reining startet?
Ein Frage, die wir bereits vor einem Jahr gestellt haben (siehe hier). Mit dem Hinweis als Antwort, wie gesagt, die Turniere seien für die Züchter da.
Da wundert man sich nicht mehr, auch angesichts der Eindrücke von Dressurweltmeister Martin Schaudt (siehe hier), dass für den unbedarften Klassischreiter zwangsläufig der Eindruck entstehen muß, Westernreiten ist Reining. Punkt.
Sicherlich, mehr wird auf den Weltmeisterschaften Aachen 2006 auch nicht zu sehen sein.
Aber dann sei an die Worte des Turniermanagers Ulli Vey erinnert, anlässlich seiner Ernennung zum Chairman des AQHA International Committee: „Im Sport sollte die Vielseitigkeit der Rasse erhalten bleiben. Reining ist eine überaus attraktive Disziplin. Aber es gibt auch noch andere Königsdisziplinen wie Trail, Western Pleasure oder Cutting.“
Schade, dass man davon in Bremen wie Dortmund nicht viel sieht.
Da bleibt doch nur zu hoffen, dass sich dieser Trend auf dem Hallenturnier
in Dortmund nicht fortsetzt möge. Nach der erfolgfreien Premiere
im vergangenen Jahr, wo Sonntag mittags um 15 Uhr den zahlenden
(Familien-)Besuchern erklärt werden musste, weshalb sie für ihre
18 EUR Eintritt nichts mehr sehen würden. Da war die Zweifach-AQHA-Show,
die morgens um 7.30 Uhr begann, nämlich schon vorbei. Das sei so
geplant gewesen, hören wir dazu, und auch so kommuniziert worden.
Dafür war der Andrang zu den Reiningprüfungen so groß, dass vom
Veranstalter, so wird spekuliert, mehr Karten verkauft wurden als
Sitzplätze zur Verfügung standen. Später einigte man sich auf die
Sprachregelung: „Es mussten Stehplätze vergeben werden“, natürlich
zum Preis einer Sitzplatzkarte…
Nach diesem Jahr hat man dazugelernt:
Sicherheitshalber gibt es nach der AQHA-Show noch eine Hengstpräsentation.
Es bleibt für alle zu hoffen, dass in Bremen die AQHA-Starter einfach nur zuhause geblieben sind. Denn wäre es anders, hätte sich der Abwärtstrend der AQHA-Starts in Deutschland noch verstärkt.
Bereits im letzten Jahr wurde auf Turnieren wie JOMM-Ranches oder
Nümbrecht Open deutlich, dass deutlich weniger Starter je AQHA-Show
antreten. Wie die DQHA nur ungern zugibt, ist die durchschnittliche
Anzahl der Starter einer AQHA-Show auf dem niedrigsten Niveau seit
sechs Jahren: 232 Starter waren es in 2004, 15% weniger als im Vorjahr.
Ob die Fokussierung auf Reining die Antwort oder sogar der Grund für dieses Problem ist, sei dahingestellt.