Drei
Reiter der deutschen Nationalmannschaft auf dem Sofa der Champion`s
Corner bei der Americana
Ein absolutes Highlight
der Americana war in diesem Jahr, dass sechs Starter, die für
die World Equestrian Games 2010 in Kentucky berufen wurden, in
Augsburg an den Start gingen. Die drei deutschen Starter Nico
Hörmann, Grischa Ludwig und Sylvia Rzepka standen auch für
ein Interview in der Champion`s Corner der Americana bereit. Das
Pferd von Nico Hörmann für Kentucky kam in diesem Jahr
nach einer dreijährigen Pause wieder in den Sport zurück
und ist laut Nico besser als vor seiner Pause, die ihm scheinbar
sehr gut getan hat. Er sei gereift und zeige sehr gute Leistungen.
Nico nimmt neben Mister Dual Spring noch A Sparklin Rondevous
mit nach Kentucky. Allerdings wusste er noch nicht, welches Pferd
er dort einsetzen will und wird je nach Fitness der Pferde eine
Entscheidung treffen.
Auf die Frage, wie
die Chancen für das deutsche Team in Kentucky im Vergleich
mit international erfolgreichen Mannschaften wie Canada und den
USA einzuschätzen sind, antwortete Grischa, dass sie ein
sehr gutes Team mit guten Pferden sind und „Gas geben“
werden. Es wird sowohl Einzelchancen geben, aber auch das Team
kann Aussichten auf eine Medaille haben. Ob auch Anky van Grunsven,
die für die Niederlande an den Start geht, im vorderen Feld
zu sehen ist, bezweifelt Grischa. Man kann seiner Meinung nach
nicht so einfach vom Dressursport in die Reiningszene wechseln.
Es braucht Zeit und viel Erfahrung, um vorne mit dabei zu sein.
Er begrüßt allerdings, dass ein weiterer Prominenter,
der im Focus der Reiterwelt steht, sich der Reiningszene und somit
dem Westernreitsport zugewendet hat. Popularität tut dem
Reiningsport gut, obwohl auch die Leute aus den eigenen Reihen
bis jetzt sehr gute Arbeit geleistet haben und den Sport in dem
seriösen und ernst zu nehmenden Licht erscheinen lassen,
den er verdient.
Sylvia Rzepka trainiert
in Österreich ihre Pferde und zählt zu den erfolgreichsten
Westernreiterinnen in Europa. Schon immer in den typischen Männerdisziplinen
unterwegs, mit Cutting angefangen, heute Reining, hat sie sich
schon früh gegen ihre männlichen Konkurrenten durchsetzen
müssen. Zu Anfang war es schwer, in der Männerdomäne
als Frau ernst genommen zu werden, sagt Sylvia, aber ergänzt
auch: „Alles ist machbar“ und hat – natürlich
aufgrund ihrer großen Erfolge heutzutage kein Problem mehr
mit der Akzeptanz. Denn sie ist die erfolgreichste Deutsche Reiningreiterin
und hat u. a. die deutsche Open Futurity gewonnen, war beste deutsche
Starterin auf den WEG 2006 usw. Sie betont, dass ein Grund für
so wenige Frauen in der Szene sein kann, dass der Job anstrengend
ist und es wenige Frauen gibt, die sich das Geschäft antuen
wollen. Für Kentucky hat Sylvia große Ziele. Bereits
vor 2 Jahren konnte sie an einer Medaille schnuppern, gerne würde
sie deshalb auch in diesem Jahr die Top 5 erreichen.
Bei der Frage wie ältere
Reiningpferde allgemein trainiert werden sollten, damit sie frisch
und fit im Kopf bleiben, waren sich alle drei Reiter einig. Grade
alte Hasen sollen abwechslungsreich trainiert werden. Grischa
nimmt seine älteren Pferde teilweise auch mal für eine
Zeit aus dem Sport, um sie mental fit zu halten. Praktikantinnen
reiten die Pferde dann im Wald und locker in der Bahn, um die
nötige Kondition und auch die Kraft zu erhalten. Das ist
sehr wichtig, so Grischa, da sonst irgendwann „der Motor
kaputt geht.“ Erholung und sukzessiver Aufbau ist wichtig,
um den Sport langfristig zu machen. Die gelernten Manöver
kennen die Pferde sowieso, sodass die routinierten Reiner auch
mal größere Manöverpausen vertragen. Nico ergänzte,
dass Ruhephasen im Spitzensport gerade für die Psyche der
Pferde wertvoll sind.
Super Abendshows mit Top- Showeinlagen
Seit Jahren sind die
Abendshows der Americana nicht nur für absolut hochkarätigen
Sport bekannt, der kaum woanders in dieser Konzentration zu sehen
ist, sondern auch für das unterhaltsame und abwechslungsreiche
Abendprogramm mit international bekannten Showacts.
Zum Publikumsliebling
avancierte innerhalb von Sekunden das Miniatur-Pferd Rasputin,
das mit seinen 67 Zentimetern viele Zuschauer die Brille aus der
Tasche ziehen ließ und in der Arena durch seine innere Größere
beeindruckte. Hin und weg war das Publikum, als Rasputin an der
Hand seines Besitzers nicht nur Kunststücke, sondern sogar
Lektionen der Hohen Schule über der Erde vorführte,
die sonst eigentlich nur den Barockpferden wie z.B. den kraftvollen
Lippizzanern der Wiener Hofreitschule vorbehalten sind. Im Mini-Format
vorgeführt, sorgte Rasputin – schon ganz professioneller
Showstar unter anderem mit Auftritten in der Royal Horse Show
Gala oder im Programm der Apassionata – für viele Lacher
und höherschlagende Herzen.
Durch beide Abendshows
begleitete die Country-Sängerin Jodie Broich und sorgte für
gute Stimmung vor den Prüfungen und Kurzweiligkeit in den
Drag-Pausen. Eine Doma Vaquera wurde von Kenzie Dysli vorgeführt,
die nur mit einem Halsring ausgerüstet auf ihrem Andalusier
schwierige Dressurlektionen vorführte.
Eine Vorstellung mit
viel Geschwindigkeit, Rasanz und Action boten dagegen die eigens
aus der Ukraine angereisten Kosaken, die im Jagdgalopp echte Stunts
auf ihren Pferden vorführten, die im Publikum den Atem stocken
ließ. Eine ungarische Post mit sechs Pferden war dazu die
perfekte Ergänzung.
Sehr viel Spaß
machte auch das kleine Theaterstück um zwei Cowboys mit ihrem
Esel – bei den zwei trotteligen Gesellen aus dem Wilden
Western stellte sich der Esel einfach tot und ließ fast
jede Wiederbelebungsversuche an sich abprallen, bis der Spieß
schließlich umgedreht wurde.
Und auch weitere Freiheitsdressuren
sorgten für Staunen: Ein Pferd, das mit seinem Menschen auf
einer Wippe Kunststücke vorführte oder ein Schimmel,
der Tritte in den Allerwertesten verteilte und apportieren konnte
– einfach erstaunlich, was mit Pferden alles möglich
ist!
Best Of Freestyle
Reining: „Tarzan“ Grischa Ludwig rettet seine Jane
im Dschungeloutfit
Ein super Highlight
in der Abendshow am Samstag waren sicher auch die Auftritte der
„Best Of Freestyle Reining“: Die Siegerin der Freestyle
Reining Non Pro, die erst 13-jährige Veronika Haberl mit
Admiral, begeisterte das Publikum noch einmal für sich in
ihrem Kostüm als Deutschland-Fan und zeigte ohne Sattel und
Zaumzeug, nur mit Halsring ausgestattet, Auszüge aus ihrer
Freestyle Reining. Auch der Gewinner der Open Freestyle Reining,
Ricky Bordignon auf The Little Fighter, zeigte noch einmal seine
musikalische Einlage als „Elvis“ und rockte damit
die Abendshow.
Doch dann wurde das
„Überraschungspaket“ ausgepackt: Als Tarzen verkleidet
lieferte Grischa Ludwig auf Gunslider eine super Showeinlage –
im Dschungeloutfit legte er los, um seine Jane zu retten, dargestellt
von einem großbusigen Torsten Gärtner, der ebenfalls
die Lacher auf seiner Seite hatte. Vielen Dank an Grischa und
Torsten für diese großartige Showeinlage!
NR 12 NRHA
Reining Maturity Non Pro, 5years & older – Finals
Sabrina Adam
und Oak Day Enterprise sind die Champions der Reining Maturity
Non Pro
Das war das berühmte
i-Tüpfelchen der diesjährigen Americana für Sabrina
Adam: Im Sattel von Oak Day Enterprise, mit dem sie wenige Stunden
vorher bereits den fünften Platz in der Bronze Trophy der
Amateure belegte, sicherte sie sich nun den Sieg in der Reining
Maturity Non Pro, einer Prüfung, die für fünfjährige
und ältere Pferde ausgeschrieben war.
Mit ihrem achtjährigen Hengst von Arc Oak Enterprise –
vor sechs Jahren unter Martin Larcombe selbst Bronze Trophy Champion
der Americana in einem packenden Finale – aus der Pride
Stormita von Pepper Pride legte sie einen Score von 212 aufs Parkett,
an den keine ihrer Konkurrenten herankam. Insbesondere für
die Spins sammelte sie Pluspunkte bei den Richtern.
Reserve Champion mit
einem Punkt Abstand auf die Siegerin wurde Sabine Sartena aus
Österreich, die Frostaniac Dun It vorstellte und sich klar
auf Platz Zwei setzte – 211 Punkte für dieses Paar,
das sich mit den beiden Drittplatzierten vom restlichen Teilnehmerfeld
deutlich absetzte. Gleich zweimal einen Score von 210 gab es für
Birgit Wenninger auf Nu Redsklena Delmaso – ebenfalls in
der Bronze Trophy Non Pro schon erfolgreich und auf dem siebten
Rang platziert – sowie für Lena Schmidl mit Red Genuine
Jac.
Der anschließende
Platz Fünf ging an Tanja Waida, die Whoyacallinwimpy vorstellte,
einen fünfjährigen Quarter Horse-Wallach, der damit
das jüngste Pferd im Feld der Platzierten war (Score: 208).
Nur ganz knapp dahinter mit 207,5 reihte sich Sabine Stegmair
auf Spat Of Britton ein. Der aus Italien angereiste Jakob Vieider
scorte mit Flower Bo Sun eine 206, der ihm den siebten Rang in
dem 30-köpfigen Starterfeld einbrachte.
Gleich dreimal vergaben
die Richter 205 Punkte und damit den achten Platz, so dass die
Plätze Neun und Zehn wegfielen. Gleichauf lagen hier Manfred
Frey mit Ses Outlaw Chic, Stefanie Endt auf Keens Little Leo und
Gerhard Frater, der What A Cielo vorstellte
Carolin Lenz
und Lil Freckled Playboy auch im Finale mit überirdischer
Leistung
Ganz großes Kino
für die Zuschauer des Trail-Finales! Es kann nicht oft genug
erwähnt werden, welche Anforderungen der Americana-Trail
an Reiter und Pferde stellt – auch in diesem Finale fanden
sich endlos viele Trab- und vor allem Galoppstangen, die zudem
auch noch zum Großteil erhöht lagen. Enge Wendungen
in allen Gangarten, schwierige Lope In, komplizierte Wege im höchsten
Schwierigkeitsgrad.
Insofern ist es kaum
zu glauben, was für einen Ritt Carolin Lenz hier zum zweiten
Mal ablieferte, nachdem sie den Vorlauf bereits mit einer überirdischen
Leistung abgeschlossen hatte. Mit einer sagenhaften Vorstellung
mit Lil Freckled Playboy kam sie auf einen Score von 143 –
und das, obwohl ihr Pferd beim Rückwärtsrichten eine
Pylone mit der Nase umgestoßen hat; fast jedes Manöver
lag im Plusbereich! Trotzdem muss dieser Ritt für jeden Zuschauer
ein Genuss gewesen sein. Die Manier, in der der achtjährige
Hengst durch den Parcours steuerte, war einfach unglaublich. Am
meterlangen Zügel, in jeder Sekunde voll aufmerksam, klockte
er kaum einmal an die Stangen und bewältigte in einem Stil
insbesondere die erhöhten Stangen, der seinesgleichen sucht.
Diese Leistung wurde belohnt mit dem Europameisterschaftstitel
der Americana, einem Trophy-Sattel sowie einem Scheck über
2.340 Euro!
Obwohl Carolin Lenz
mit ihrem Siegesscore von 143 das restliche Teilnehmerfeld weit
hinter sich ließ, waren auch die weiteren Ritte absolut
bewundernswert. Bei diesem schwierigen Parcours spricht auch ein
Score von 137 für sich. Diese Leistung erreichten sogar zwei
Teilnehmer, die sich beide auf den zweiten Rang setzten und den
Co-Reserve Champion-Titel mit nach Hause nahmen. Dies waren Sabine
Lohninger aus Österreich, die mit Little Magic Mexx bereits
die Western Pleasure-Klassen auf dieser Americana für sich
entscheiden konnte und damit ein überaus erfolgreiches Turnier
feierte. Gleichberechtigt neben ihr freute sich auch noch die
Schweizerin Giuliana Cassini, die QHV Blazing Gold unter dem Sattel
hatte, über den Co-Reserve Champion-Titel. Auch dieses Paar
konnte mehrere Schleifen dieses Jahr in Augsburg sammeln!
Der vierte Platz barg
in der Siegerehrung Tränenpotenzial: Die Haflinger-Stute
Naja, seit acht Jahren immer wieder auf der Americana unter den
Besten in „ihren“ Disziplinen Trail und Western Horsemanship
dabei, wurde mit ihrem Start hier im Finale des Trails aus dem
Sport verabschiedet. Hochdekoriert kann sie nun den Weg nach Hause
antreten und ihren Lebensabend abseits des großen Sports
genießen. Mit einem Score von 135,5 Punkten nahm sie hier
noch einmal den fünften Platz mit – eine ganz tolle
Leistung, auch wenn sie den zweiten Rang aus dem Vorlauf aufgeben
musste. Alles Gute, Naja!
Vielen Zuschauern noch
wohlbekannt war der sechstplatzierte Lucky Luke, der vor zwei
Jahren den Americana-Trail als erster Tinker überhaupt gewinnen
konnte – er bekam auch dieses Jahr Sonderapplaus! Mit seiner
Reiterin Claudia Huber steigerte er sich im Finale nochmal und
kam auf 128,5 Punkte – leider musste dieses Paar dreimal
ein Brake-of-Gait verzeichnen, obwohl die Richter fast alle Manöver
im Plusbereich sahen und ohne diese Patzer sicher wieder ein Platz
in den vordersten Rängen drin gewesen wäre.
Besser als im Vorlauf
zeigten sich in diesem Finale auch Angelika Gallitzendörfer
und der Paint Horse-Hengst Magic Technique, die 121,5 Punkte kassierten
und sich damit auf Rang Sechs setzten. Siebte wurde Jessica-Marie
Scholz, die mit dem Appaloosa-Wallach TJ Milkboy ihren Weg durch
die Stangen suchten – 118,5 war der Score für sie.
Platz Acht –
wie im Vorlauf – für Katja Mothes und den Paint Horse-Hengst
Greyhound Tivio, hier vergaben die Richter 115,5 Punkte. Volker
Jauch und Fishermens Friend hatten viele Aussetzer in den Galoppstangen
und kamen daher leider nur auf einen Score von 96,5 und Platz
Neun. Ein Null-Score bedeutete für Jana Walter und Quick
Doc Ley leider Rang Zehn – im Vorlauf waren diese beiden
noch auf den siebten Platz.
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Nico Hörmann, Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den
Bereich Reining.
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