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Herzstück in der Jugend- und in der Breitensportförderung: Schulpferde sind ein kostbares Gut
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Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat schon vor längerer Zeit die zentrale Bedeutung von Schulpferden erkannt, denn durch sie finden neue Menschen zum und vor allem auf das Pferd. Fast jeder beginnt seine reiterliche "Karriere" auf dem Rücken eines Schulpferdes, sie finden ihren Einsatz besonders in der Jugend- und in der Breitensportförderung.



Speziell vor diesem Hintergrund hat die FN im Frühjahr diesen Jahres eine bundesweite Seminarreihe für Basis- und Schulpferde-Ausbilder durchgeführt und dazu nun ein Interview mit dem Pferdewirtschaftsmeister und Berufsreitlehrer Rolf Petruschke geführt über die Besonderheiten in der Ausbildung an der Basis und mit Schulpferden.
Angesichts der sinkenden Nachwuchszahlen im Westernreitsport ein Diskussionsanstoss.

Übrigens: Eine Übersicht über Westernreitschulen in Deutschland mit Schulpferden finden Sie auf wittelsbuerger.com hier!S



Rolf Petruschke im Interview zur FN-Seminarreihe für Basis- und Schulpferdeausbilder

Eine bundesweite Seminarreihe speziell für Basis- und Schulpferde-Ausbilder hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) zusammen mit den Landespferdesportverbänden im Frühjahr dieses Jahres durchgeführt. Der Pferdewirtschaftsmeister und Berufsreitlehrer Rolf Petruschke war einer der Referenten bei den insgesamt acht Veranstaltungen. FN-aktuell hat mit ihm auf die Veranstaltungsreihe zurückgeblickt und über die Besonderheiten in der Ausbildung an der Basis und mit Schulpferden gesprochen.

FN-aktuell: „Die Veranstaltungsreihe richtete sich explizit an Basis- und Schulpferde-Ausbilder. Warum braucht es solche speziellen Seminare?“

Rolf Petruschke: „Im Gegensatz zu anderen Ausbildern arbeiten Basis- und Schulpferde-Ausbilder, wie der Name schon sagt, primär mit Schulpferden. Sie tragen daher eine besondere Verantwortung für die Pferde, mit denen sie unterrichten, da sie diese auch meistens abseits vom reinen Reitunterricht managen, sich beispielsweise um Termine für Hufschmied oder Tierarzt kümmern müssen. Für diese Arbeit an der Basis erfahren sie im Alltag oft wenig Wertschätzung. Diese spezielle Seminarreihe war daher auch ein bedeutendes Signal an die Basis- und Schulpferde-Ausbilder. Sie fühlen sich durch solche Maßnahmen von der FN und den Landesverbänden respektiert, ich würde es gar „geadelt“ nennen. Diese Anerkennung kommt sehr gut an, das konnte ich während der Seminare beobachten und es wurde uns auch zurückgemeldet.“

FN-aktuell: „Sie waren als Leiter der Reitschule im Landgestüt Dillenburg selbst langjährig für Schulpferde verantwortlich und haben es eben schon angedeutet: Was ist das Besondere an der Arbeit mit Schulpferden?“

Rolf Petruschke: „Für mich waren und sind Schulpferde ein ganz, ganz kostbares Gut. Für einen Trainer ist es die große Kunst, Schulpferde „bei Laune“ zu halten. Denn sie müssen viele verschiedene Reiter tragen und manchmal auch ertragen und sie absolvieren als Lehrpferde ein ganz anderes Pensum als manches Privatpferd. Dadurch laufen sie schnell in Gefahr, sich mental zu verabschieden. In der Verantwortung eines Schulpferde-Ausbilders liegt es daher auch, das Pferd motiviert und mental gesund zu erhalten. Dazu gehört ein ganzes Paket rund um das richtige Handling der Lehrpferde, es geht um Ausgleich, Koppelgang, Korrekturberitt und mehr.“

FN-aktuell: „Was sind denn Ihre Top 3 Tipps, um Schulpferde motiviert zu halten?“

Rolf Petruschke: „Erstens vielseitige Arbeit, zweitens artgerechte Haltung und drittens gute Qualität einkaufen. Nur so kann am Ende auch die Qualität des Reitunterrichts stimmen. Im Übrigen ist zu beobachten, dass die Sensibilität von Reitschülern, insbesondere bei Spät- und Wiedereinsteigern, gegenüber Themen wie artgerechter Haltung und Zustand der Schulpferde in den letzten Jahren enorm gestiegen ist. Sie schauen ganz genau hin und erwarten, dass hier die Qualität stimmt. Das ist eine absolut begrüßenswerte, positive Sensibilität. Das Schulpferd wird stark wertgeschätzt. Meine eigene Erfahrung ist, dass diese Leute auch bereit sind, mehr zu bezahlen, wenn die Qualität stimmt.“

FN-aktuell: „Nun ging es bei den Veranstaltungen nicht nur um das Schulpferd, sondern vor allem auch um die Vermittlungskompetenz von Ausbildern. Das Motto war ‚Effizienter Unterricht: Inhalte erfolgreich vermitteln‘. Was können Ausbilder hier noch lernen?“

Rolf Petruschke: „Genau, im theoretischen Teil standen pädagogische Themen wie die Unterrichtssprache im Vordergrund. Mein Referenten-Kollege Martin Plewa hat hierzu einen tollen Vortrag ausgearbeitet. Darin geht es um allgemeine Lernprinzipien, um den Ausbilder mit seiner Wahrnehmung, um Sprachgebrauch und Effizienz der Unterrichtssprache. Aber auch um alters- und entwicklungsbedingte motorische Fähigkeiten von Reitschülern. Im Zentrum stand die Frage, wie formuliere und transportiere ich als Ausbilder Inhalte so verständlich, dass sie beim Reiter ankommen. Dazu gehört auch, Fehlerquellen in der Korrektur-Sprache zu erkennen. Letztlich sind wir als Ausbilder ja Spediteure von Wissen, von der Reitlehre und da ist es sehr hilfreich, sich mit Faktoren für erfolgreiches Lernen zu beschäftigen.“

FN-aktuell: „Wie haben Sie die Atmosphäre bei den Seminaren erlebt?“

Rolf Petruschke: „Die Teilnehmer waren alle hochmotiviert, haben die Inhalte förmlich aufgesaugt und sich sehr intensiv mit ihnen auseinandergesetzt. Sie waren froh über diese Plattform, froh darüber, mit ihren Fragen und Problemen ernst genommen zu werden. Auch für mich waren die Seminare eine Bereicherung. Es ist immer toll, wenn man anderen Ausbildern weiterhelfen kann. Ein toller Nebeneffekt war der Erfahrungsaustausch der Seminarteilnehmer untereinander, da wurden sich gegenseitig Tipps gegeben und es sind neue Zirkel entstanden.“

FN-aktuell: „Können Sie Beispiele nennen für Fragen und Probleme, die von den Ausbildern hervorgebracht wurden?“

Rolf Petruschke: Es gab verschiedene Frageschwerpunkte. Das war zum einen der Bereich ‚Wie finde ich geeignete Schulpferde? Was sind bedeutende Merkmale?‘. Weitere Fragen kamen zum Thema, über das wir eben bereits gesprochen haben, ‚Wie erhalte ich die Motivation meiner Schulpferde? Wie halte ich sie gesund und in Gang?‘. Dann gab es noch Fragen zur Kommunikation in Richtung Vorstand beziehungsweise Betrieb. Ausbilder wollten wissen, wie sie den Entscheidungsträgern vermitteln können, dass gute Schulpferde Geld kosten und es sich letztlich aber lohnt, dieses zu investieren. Zudem wurde nach Lernanreizen und Zielen für Schulpferdereiter gefragt und auch nach Tipps, wie der Weg dahin gestaltet werden kann. Außerdem gab es natürlich Einzelfälle, zu denen Rat eingeholt wurde. Beispielsweise was man tun kann, wenn das eine Schulpferd plötzlich gar nicht mehr Springen will oder ein anderes sich nur noch im Kreuzgalopp bewegt. Insgesamt waren es Fragen, die mitten aus dem Leben kamen und den Alltag widerspiegeln.“

FN-aktuell: „Es hat nun acht Veranstaltungen mit insgesamt mehr als 650 Teilnehmern gegeben, die Nachfrage war hoch, die Wartelisten waren zum Teil sehr lang. Wie lautet ihr persönliches Fazit zu dieser Veranstaltungsreihe?“

Rolf Petruschke: „Ich bin begeistert, die Veranstaltungen waren klasse und ich kann nur sagen: weiter so! Solche Seminare sind enorm wichtig, richtungs- und zukunftsweisend. Die Basis- und Schulpferde-Ausbilder sind diejenigen, die an der Basis arbeiten und dort die klassische Reitlehre und die Begeisterung fürs Pferd vermitteln. Das müssen wir, müssen FN und Landespferdesportverbände durch Maßnahmen wie solche Seminare unterstützen.“

Das Interview führte Maike Hoheisel.




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