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Angstbewältigung, Teil 2
Angst - wie weggeblasen
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(R. Schneider) — Ist der Zweibeiner nicht Herr der Lage, entscheidet das Pferd meist über den nächsten Schritt. Das ist für den Reiter weder sicher, noch spaßig. Addieren sich die schlechten Erfahrungen, kann aus dem Hobby schnell Frust und Angst werden. Im zweiten Teil der Serie gibt Atemtherapeut Adalbert Halt Ratschläge, wie Sie wieder Mut fassen und entspannen können.

Jede freie Minute habe ich zu Beginn bei meinem Pferd verbracht“, erinnert sich Ursula Geirer. Nichts fand die 37-Jährige schöner. Doch irgendwann schlug der Freizeitspaß in Stress und Magenschmerzen um. „Wenn ich mein Pferd an einer Weide vorbeiführen wollte, auf der andere herumtobten, hatte ich plötzlich einen Wildfang am Strick, der mit mir machte, was er wollte“, beschreibt die Hamburgerin Szenen ihrer Vergangenheit. Situationen wie diese und die damit verbundenen ängstlichen Gefühle nahmen zu. Die fröhlichen Tage im Reitstall wurden kürzer und die enttäuschten Abende auf der Couch länger. „Es wurde so schlimm, dass ich nervös und unsicher wurde, wenn mein Pferd Chester nur kurz mit den Ohren zuckte oder sich aufrichtete, um zu anderen Pferden hinüber zuschauen“, erinnert sich die Reiterin. Erst traute sich Ursula Geirer nicht mehr alleine ins Gelände und bald nicht mehr auf den Reitplatz. Wallach Chester übernahm die Führung. Über den Verkauf ihres sieben-jährigen Pferdes wurde nachgedacht.

 

Das es bei Ursula Geirer soweit kam, hat einen Grund: Ängste haben ihr eigenes Gedächtnis. Dieses lässt sich nur selten durch kluge Worte löschen. Neue emotionale Erfahrungen, die eine „Neuverdrahtung“ der Gehirnzellen bewirken, sind dann nötig, um Vertrauen und Mut des Reiters langsam wieder aufzubauen. Ist man sich der Sache bewusst, dass die eigenen Reit- und Umgangsprobleme mit dem Vierbeiner durch Furcht entstanden sind, dann ist das der erste Weg zur Besserung. Nur wer von seinen Ängsten weiß, kann sie beseitigen – durch regelmäßige Konfrontation mit der Angst und durch kompetente Hilfe. Folgendes Beispiel zeigt, wie man bestimmte Situationen über den Alltag konditionieren kann: Das Flugzeug ist eines der sichersten Transportmittel überhaupt. Doch obwohl die Wahrscheinlichkeit, im Strassenverkehr zu sterben, sehr viel höher ist, setzt sich manch einer täglich ins Auto, jedoch aus Angst nie in ein Flugzeug.

Dies macht deutlich, dass Gewöhnung, im Fall Ursula Geier regelmäßiges Reiten und Umgehen mit dem Pferd, Ängste mindert. Wer allerdings nur zwei mal die Woche sein Pferd umtüttelt, es nur ein mal pro Monat reitet und dieses ansonsten auch nicht viel Auslauf hat, für den wird Reiten zwangsläufig immer wieder zum aufregenden oder auch beängstigendem Erlebnis. Unter die vier Millionen Deutschen*, die auf Grund von Ängsten schlecht schlafen, fällt Ursula Geirer heute nicht mehr. „Ich hatte das große Glück, auf einen Ausbilder zu stoßen, der sofort erkannte, dass das Dominanz-Verhältnis zwischen mir und meinem Pferd nicht stimmte“, so die Norddeutsche. Kompetente Reitlehrer, die das richtige Händchen und ein offenes Ohr für unsichere Schüler haben, können Reiter positiv unterstützen. Ursachen sind oft die begrenzten Fähigkeiten der Reiter und deren daraus resultierende falsche und übertriebene Reaktionen. „Regelmäßiger Unterricht, erst in der Halle und später auf dem großen Reitplatz sowie Hilfestellungen beim Führen und Longieren, bauten mein Vertrauen zum Pferde und zu mir peu á peu wieder auf“, freut sich die Hamburgerin, die heute glücklich mit Chester durch Wald und Flur reitet.

Atmen Sie sich frei
„Das Gehirn funktioniert von Geburt an. Vom Aufstehen bis zu dem Moment, wo man eine Rede hält“ Atemtherapeut Adalbert Halt zitiert Mark Twain, der den Nagel auf den Kopf trifft. Ruft der Lehrer seinem Schüler, der auf dem Pferderücken in einer Notsituation steckt, zu: „Atme, atme ruhig durch!“, dann wird dieser kaum in der Lage sein, den gut gemeinten Rat zu befolgen. Sein Angstzustand blockiert das Gehirn. In solchen Momenten wird sich der Schüler auch nicht an eine Atemübung erinnern können. Aus diesem Grund strebt der Berliner Atemtherapeut einen natürlichen Atemfluss an, den Reiter durch angelernte körperliche Übungen automatisieren können. Vorgänge wie tiefes und richtiges Ein- und Ausatmen zu Pferd können ¬– wenn bewusst und regelmäßig geübt – auch in Notsituationen hervorgerufen werden. „Ich lehre keine Atemtechniken. Nur durch bewusstes Handeln kann der Reiter ruhige Atmung erlangen, die ihn in stressigen Situationen beruhigen kann“, erläutert der 60-Jährige. Pferde sind sensibel und reagieren sehr stark auf die Atmung des Menschen, die nicht nur die Psyche, sondern auch den Gesundheitszustand der Person beeinflusst. „Im Ruhezustand ist das Zwerchfell nach oben gewölbt. Beim Atmen entsteht eine mechanische Wechselwirkung, die Durchblutung, Sauerstoffversorgung und Verdauung fördert. Auch Wirbel, Rumpf, Muskulatur und Becken, also die gesamte Körperhaltung, werden von der Atmung verändert.“ Ein aufrecht gehender, selbstsicherer Mann atmet wahrscheinlich gleichmäßiger und tiefer als ein unsicherer mit gebückter Körperhaltung. Durch Stress im Alltag ist die natürliche Atembewegung bei vielen Menschen gestört. Täglich praktizierte Übungen können Ihre Atmung in einen natürlichen Rhythmus bringen. Einmal automatisiert sind sie auch in beängstigenden Situationen abrufbar:

• Oberstes Gebot ist Dehnung: Nehmen Sie im Stehen den rechten Arm ganz nach oben und zeigen sie mit diesem über Ihren Kopf nach links. Es ist eine physiologische Gesetzmäßigkeit, dass Dehnen eine tiefe Atmung bringt. Auch im Yoga wird dieses Wissen genutzt.

• Setzen Sie sich auf ein Pferd und beugen Sie langsam Ihren Kopf nach vorne, lassen Sie ihn auf ihre Brust sinken. Ihre Fersen dehnen Sie nach unten. Führen Sie beide Übungen in einem Wechselspiel von An- und Entspannung durch.

• Stellen Sie sich neben das Pferd: Streicheln Sie es und nehmen sie seine Formen wahr. Achten Sie auch ruhig mal auf die Atmung ihres Pferdes, wie sich sein hinterer Bauchteil auf- und abbewegt. Für ängstliche Reiter ist die Kontaktaufnahme mit dem Tier sehr wichtig. Berühren und beobachten Sie ihr Tier häufig, schulen Sie dadurch Ihre Hände. Gewohnheit nimmt Angst.

• Weniger Furcht durch Pfeifen und Singen: Nicht das Pfeifen an sich nimmt der Person das ungute Gefühl, sondern die Tatsache, dass sie dadurch weiter atmet und seine Ausatmung sogar verlängert. Ein sensibles Pferd reagiert auf stockenden oder anhaltenden Atem des Reiters. Ein Pfeifen, Sprechen oder Singen, welches das Zwerchfell zudem in Bewegung hält, verhindert das.

• Schütteln Sie Arme und Beine im Stand aus. Legen Sie eine Hand auf Ihren Bauch und spüren Sie, wie sich Ihre Bauchdecke hebt und senkt. Machen Sie sich bewusst, wie Ihr Körper funktioniert und reagiert.

• Summen Sie etwa fünf Minuten lang, es lockert das Zwerchfell.

• Stellen Sie sich hin, bleiben Sie im Becken locker und wippen Sie auf den Zehenspitzen. Versuchen Sie nicht verkrampft, die richtige Atmung zu finden, denn diese wird sich durch die Bewegung ganz von alleine einstellen.
• Setzen Sie sich entspannt hin und streichen Sie sich mit ihren Handflächen über Arme, unteren Rücken, Bauch, Brust. Beugen Sie sich vor, um auch Waden und Beine auszustreichen.

• Der Tennisspieler stößt einen Schrei aus, während er mit seinem Schläger den Ball berührt. Auch bei Bauarbeitern kann man diese verbale Kraftunterstützung beobachten. Die meisten Reiter halten jedoch schon beim Aufsteigen den Atem an. Ein lautes Ausatmen kann Ihnen beim Anschieben der Mistkarre, Satteln, Aufsteigen oder beim Parcoursaufbau den extra Schwung geben. Sie können sich ein Wort, zum Beispiel „Schuhh“, zur Hilfe nehmen. Ist es Ihnen aber peinlich, laut auszurufen, kann auch ein leiser Ton unterstützend wirken. Sie werden sich nicht mehr mit bloßer Muskelkraft, sondern mit Hilfe der Atemkraft in den Sattel schwingen.

• Ausatmen nutzen: Konzentrieren Sie sich nicht immer aufs Einatmen, sondern aufs Ausatmen. Die Wechselwirkung sorgt automatisch dafür, dass sie einatmen.

In Notsituationen fallen Ihnen bestimmte Übungen genauso wenig ein wie Atemtechniken. Achten Sie auf Ihren Körper und üben Sie schon in leicht angespannten Situationen durch Dehnung der Füße, des Nackens oder durch bloßes Wahrnehmen Ihres Körpers oder des Tieres, sich zu entspannen. Regelmäßig praktiziert und dadurch automatisiert, ist dieser Vorgang in einer Angstsituation hilfreich. Bereiten Sie sich auch mental auf furchteinflößende Situationen vor: Ein Reh springt aus dem Busch, ein LKW kommt den Weg entlang gefahren. Malen Sie sich aus, wie Sie reagieren werden und die Situation meistern. Gedankenkraft ist enorm und Pferde reagieren darauf. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Vierbeiner an dem Busch scheut, dann wird er das wahrscheinlich auch tun. Stellen Sie sich besser vor, wie sie beide selbstsicher daran vorbei gehen werden. Während Sie das tun, können Sie Ihr Pferd, Ihre Umwelt und sich selbst wahrnehmen. Nur indem Sie sich Angstmomenten – am Besten unter Anleitung – stellen, können Sie mit Situationen, in denen Ihnen Ihr Herz in die Hose rutscht, zurecht kommen.

Springreiter Markus Merschformann:
„In diesem Jahr habe ich mir durch zwei Stürze das Schlüsselbein und den Fuß gebrochen. Nach dem ersten Sturz bin ich ganz selbstverständlich wieder in den Sattel gestiegen und habe mit dem Training da weitergemacht, wo ich aufgehört hatte. Dies habe ich auch nach dem zweiten Sturz versucht, doch bleibt es nach mehreren Stürzen nicht aus, dass sich in manchen Situationen ein ungutes Gefühl einschleicht. Nach einem Unfall versuche ich deshalb direkt vom ersten Tag an, so locker und unbefangen wie möglich ins Training zu gehen. Im Springsport beginnen wir unsere Arbeit mit niedrigen Sprüngen. Dies gibt mir genügend Zeit, wieder Vertrauen zu fassen und mich auf die großen Hürden vorzubereiten. Das Wichtigste ist, sich so schnell wie möglich wieder in den Sattel zu schwingen, zu trainieren und auf Turnieren zu starten. Pferde merken sofort, wenn man Angst hat und reagieren entsprechend darauf. Warten Sie deshalb nicht zu lange und steigen Sie, sobald die Verletzungen geheilt sind, wieder auf. Nur regelmäßige Praxis auf dem Pferderücken gibt Sicherheit und bringt Erfahrung.“

 

Ich habe am meisten Angst, dass...
• ...ich unheilbar krank werde (55,7 %)
• ...ich im Alter zum Pflegefall werde (43,3 %)
• ...meinem(r) Lebenspartner(in) oder meinen Kindern etwas zustößt (34,6 %)
• ...ich in wirtschaftliche Not gerate (24,7 %)
• ...ich bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt werde (24,6 %)
• ...unsere Umwelt lebensbedrohlich zerstört wird (24,6 %)
• ...meine Rente im Alter nicht ausreicht (23,2 %)
• ...ich ein Opfer von Kriminalität/körperlicher Gewalt werde (21,4 %)

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Quelle Rika Schneider

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