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Was ist Chiropraktik? (Teil III)
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Dr. Matthias Gräber (I):

Was ist Chiropraktik? mehr...

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Dr. Matthias Gräber (II):

Wie läuft eine Chiropraktische Behandlung ab? mehr...

Wie kommt es zu Blockaden?

Das Wort Blockade ist für meine Verhältnisse etwas unglücklich gewählt, da es oft zu Missverständnissen führt. Unter Blockade versteht man, dass sich ein Gelenk, welches sich normalerweise in einem bestimmten Bereich bewegen kann, eine Bewegungseinschränkung aufweist. Das wäre z.B., wenn man seinen Arm, den man normalerweise auch ganz gerade machen kann, plötzlich nicht mehr strecken kann. Eine solche Bewegungseinschränkung kann durch einen Sturz oder eine Verletzung entstehen, weil dadurch eine Schwellung des umliegenden Gewebes auftritt.

Das Gleiche kann auch an der Wirbelsäule passieren, denn auch hier bewegen sich zwei Wirbelkörper normalerweise in definierte Richtungen gegeneinander. Es sind zwar nur kleine Bewegungen, aber diese Bewegungen sind für unseren Körper, weil es sich um eine Kettenreaktion zwischen den einzelnen Wirbelkörpern handelt, ganz entscheidend. Wenn man von einer Blockade oder von einem „Wirbel-raus" spricht, führt dies häufig zu Missverständnissen und man assoziiert damit, dass ein Knochen nicht mehr an der Position ist wo er hingehört. Wenn dies der Fall wäre, wären die Symptome dramatisch. Ein Wirbeltier, bei dem ein Wirbel nicht mehr an dem Platz sitzt wo er hingehört, ist normalerweise nicht mehr bewegungsfähig, oft sogar nicht mehr lebensfähig. Die Probleme über die wir hier sprechen, spielen sich in viel kleinerem Rahmen ab, hier geht es, wie schon erwähnt, um Beweglichkeit, die eigentlich vorhanden sein sollte und aufgrund von Muskel- und Sehnenverspannungen nicht mehr vorhanden ist. Auch andere Situationen wie Reiterfehler, Sattelprobleme, Geburt, Haltungsmängel, Hufbeschlag oder Gebissfehler können zu Blockaden führen.

Einer der häufigsten Gründe für Bewegungseinschränkungen und Blockaden sind aber schmerzhafte Prozesse in anderen Bereichen. Sie entstehen durch sogenannte Kompensationen. Das heißt, eine Schmerzhaftigkeit in einem anderen Bereich wird durch eine gewisse Schonhaltung ausgeglichen. Das kennt man auch von sich selbst, bei Schmerzen im Fuß läuft man automatisch etwas schräg und versucht die Schmerzen zu entlasten. Dieses „schräg laufen" bewirkt im Laufe der Zeit, dass sich die Muskeln und Bänder an anderen Stellen verkürzen und selbst wenn der Schmerz dann irgendwann weg ist, bleibt diese „Fehlstellung" erhalten. Das wiederum führt dazu, dass andere Bereiche überlastet und vom Körper dann auch wieder stabilisiert werden.

Diese, im ersten Moment positive Stabilisierung, führt aber im weiteren Verlauf dann wieder zu einer Versteifung und zu einer neuen Blockade oder Bewegungseinschränkung. Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass wenn ich eine Blockade löse, dies möglicherweise zum Aufdecken einer echten Lahmheit führt. Dieser Umstand macht aber auch klar, dass erst das Beheben aller Blockaden im Körper, eine normale Bewegung wieder möglich macht und Folgeblockaden vermieden werden können.

Es gibt natürlich keine festgeschriebenen Regeln, wann eine chiropraktische Behandlung einem Pferd helfen kann, aber die folgende Aufstellung sollte helfen, dem Pferdebesitzer die Augen für diesen Problemkreis zu öffnen.

Ganz allgemein kann man sagen bei:
• Schmerz
• Muskelverspannung und Verlust von Beweglichkeit
• Rittigkeitsprobleme
• Leistungsverschlechterung
• Taktfehler
• unklare Lahmheiten
• plötzlich auftretende Häufung von Verweigerungen einer Übung
• Haltungsanomalien, z.B. Beckenschiefstand
• Berührungsempfindlichkeit
• Kopf- oder Schweifschlagen
• Lokales Juckreiz oder Schwitzen

Chiropraktik und die Inneren Organe

Eines vorweg: Bei jeder inneren Problematik sollte als erstes ein Tierarzt aufgesucht werden, der das Pferd gründlich untersucht, eventuell ein Blutbild oder Röntgenaufnahmen anfertigt und das Pferd entsprechend behandelt. Die chiropraktische Behandlung sollte hier mehr eine Ergänzung oder eine Alternative bei Therapieversagen darstellen.

Es ist ein besonders interessanter und überraschender Aspekt, dass man mit Chiropraktik auch das sogenannte vegetative Nervensystem, also die inneren Organe beeinflussen kann. Der Grund hierfür ist, dass aus dem Rückenmark nicht nur Nerven für die Muskelbewegung und die Sensorik entspringen, sondern auch ein eigenes Nervensystem, welches für die Steuerung unserer Organe zuständig ist.

Hier gibt es zwei Hauptstränge. Der „Sympathikus” ist ein Nervenstrang, der bei Reizung ein Organ zu verstärkter Funktion anregt. So kann z.B. die Herzfunktion verstärkt werden, Schweißdrüsen aktiviert oder die Haare aufgestellt werden, wenn das sympathische Nervensystem angeregt wird.

Auf der anderen Seite, führt die Reizung des „Parasympthikus” zu einer Verlangsamung dieser Organe. So wirken diese beiden Systeme wie Gas und Bremse im Auto und nur das optimale Zusammenspiel lässt eine sichere und gesunde Fahrt zu. Wenn nun an einer bestimmten Stelle der Wirbelsäule durch eine Fehlstellung auf die Nervenausgänge gedrückt wird, kann es zu einer dauerhaften Reizung eines dieser Nervensysteme kommen. Dadurch wird dann eben ein Organ in seiner Funktion dauerhaft angeregt oder gedrosselt. Beides führt zu einem abnormalen Verhalten dieses Organs mit dramatischen Folgen für den gesamten Körper.

Bringt man nun wieder normale Bewegung an die betroffene Stelle, verändert sich auch der Informationsfluss und eine Heilung kann einsetzten. Solche z.T. spontanen Reaktionen im Körper lassen sich oft bei einer Chiropraktischen Behandlung beobachten und man kann dadurch auch gut das Feedback des Körpers auf die Behandlung erkennen. Das ist auch der Grund, warum man für eine effektive Behandlung möglichst auf eine Sedierung verzichten sollte, da man sonst diese positive Reaktionen des Körpers unterdrückt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass man ergänzend zu den oben angeführten Punkten auch bei folgenden Symptomen eine Heilung mit Chiropraktik versuchen kann:

• Häufig wiederkehrende Koliken
• Dauerrosse oder Ausbleiben von Rosse
• chronische Verstopfung/Durchfall
• chronische Atemprobleme

Diese Liste stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und das ist in diesem Fall auch nicht wirklich wichtig. Entscheidend ist, dass man als Pferdekenner und auch als Mediziner alle Möglichkeiten der Heilung eines Problemkreises in Betracht zieht.

Spezifische Probleme bei Westernpferden

Speziell Quarter Horses haben im Gegensatz zu anderen Rassen eine stark ausgeprägte Muskulatur. Diese große Muskelmasse kann für die Gelenke sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein. Der Vorteil ist, dass 80% einer Gelenkseinheit durch Muskeln, Sehnen und Bänder zusammengehalten wird und dass durch mehr Stabilität, der Verschleiß an den Gelenken vermindert werden kann.

Nachteilig wirkt sich die größere Muskelmasse allerdings dadurch aus, dass durch höheres Gewicht und athletische Manöver, eine große Belastung v.a. auf die Gelenke der Extremitäten kommt.

Auch bei der Behandlung und beim Auffinden der Punkte an denen man die Manipulationen ansetzt, stehen einem die vielen Muskeln manchmal im Weg. Dies trifft besonders im Halsbereich zu, da hier die Wirbelgelenke tief in den großen Muskelmassen liegen. Gerade beim Reiningpferd kommt es durch spektakuläre Manöver wie Stopp, Spinn und Rollback etwas häufiger zu Problemen in der Lendenwirbelsäule und im Kreutzdarmbeinbereich. Allgemein lässt sich aber sagen, dass westerngerittene Pferde durch die entspanntere Reitweise und die natürliche Versammlung, weniger Blockaden und Verspannungen aufweisen. Auch die pferdgerechte Haltung in Offen- oder Laufställen trägt positiv zur Gesunderhaltung unserer Westernpferde bei.

Fortsetzung folgt!


Quelle:
Dr. Matthias Gräber für westernreiter (EWU)


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z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht.
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Quellewesternreiter

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