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Serie: Therapien für Pferde
Wärmetherapie, die unter die Haut geht
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Teil 1:
Kleine Stiche mit großer Wirkung: Akupunktur


Teil 2:
Bewertung nach Punkten: Akupunktur

Teil 3:
Triggerpunkttherapie: Wenn Muskeln unter Stress stehen

Teil 4:
Wärmetherapie

In vielen Reitbetrieben gehört das Solarium bereits zur Standardausstattung, aber auch zur Therapie wird das Infrarot-Licht eingesetzt. Normalerweise nutzen die Reiter die roten Wärmelampen, um ihre Pferde nach getaner Arbeit zu trocknen. Manche Reiter stellen ihre Vierbeiner hingegen vor dem Reiten unters Solarium, um die Muskulatur aufzuwärmen und zu lockern. Dabei wissen viele Reiter überhaupt nicht, welche Wirkung die roten Lampen auf die Pferde haben.

Man bringt das Solarium nur mit der Erzeugung von wohltuender Wärme in Verbindung, die eigentlich nur positiv auf den Organismus des Pferdes wirken kann. Aufgrund häufi g propagierter Tiefenwärme wird dem Reiter zudem suggeriert, dass er damit die Muskeln des Pferdes optimal aufwärmen kann. Namhafte Vertreiber von Pferdesolarien versprechen gar, dass man die Aufwärmzeit drastisch verkürzen könne, wenn man das Pferd vorher unter dem Solarium aufwärmt. Selbstverständlich ist das Pferd nach getaner Arbeit verschwitzt und wird unter dem Solarium im Handumdrehen wieder trocken. Das Aufwärmen und Abschwitzen sind auch die häufi gsten Beweggründe, weshalb in Reitbetrieben Solarien angeschafft werden.

Auch in Rehazentren gehört das Solarium zur Standardausstattung. Hier wird es zur Wärmetherapie genutzt, aber nicht jedes Pferd kommt in den Genuss der roten Wärmelampen. Das Solarium wird nicht wahllos, sondern ganz gezielt eingesetzt und hier achtet man auch auf die sinnvollen Wellenlängen der Rotlichtlampen, um einen therapeutischen Effekt zu erzielen. Es gibt nämlich enorme Unterschiede – Solarium ist nicht gleich Solarium!

Die perfekte Welle

Die roten Lampen unterscheiden sich nicht nur in der Leistung von 150 oder 250 Watt, sondern auch in ihrer Wellenlänge. Diese ist entscheidend für die Eindringtiefe ins Gewebe. Das Infrarotlicht wird in drei Bereiche – IR-A, IR-B und IR-C – aufgeteilt. Physikalisch ist das Infrarotlicht eine elektromagnetische Welle, welche durch die Wellenlänge charakterisiert ist. Das kurzwellige Infrarot-A deckt den Bereich von 780 bis 1400 nm (Nanometer) ab und wird auch als „nahes IR“ bezeichnet. Das mittlere Spektrum des Infrarot-B (mittleres IR) hat den Bereich von 1400 – 3000 nm und das langwellige Infrarot-C (fernes IR) 3000 nm bis einem Millimeter. Die Eindringtiefe der IR-Bereiche wird in erster Linie durch die Absorption von Wasser bestimmt. Beim Infrarot-A ist die Eindringtiefe in das Gewebe am größten. Beim IR-B nimmt die Eindringtiefe aufgrund der höheren Absorption von Wasser drastisch ab, während beim IR-C praktisch keine Gewebsdurchdringung erkennbar ist. Wenn IR-Strahler hauptsächlich im IR-C-Bereich arbeiten, kann von einer „Tiefenwärme“ nicht gesprochen werden, obwohl einige Solarien-Vertreiber damit werben. Beim IR-CStrahlern erwärmt sich lediglich die Hautoberfl äche und die Luft in der Umgebung. Tiefer liegende Hautschichten erfahren eine Erwärmung lediglich über die Wärmeleitung. Die Muskulatur des Pferdes ist hier überhaupt nicht betroffen, sie liegt viel tiefer.

Die Eindringtiefe im IR-A-Bereich wird mit etwa vier Millimetern angegeben. Die meisten so genannten „Tiefenwärmestrahler“ arbeiten jedoch mit dem gesamten Spektrum des IR-Lichtbereichs. Einige Hersteller versuchen die natürliche Strahlung des Sonnenlichts im IR-Spektrum ihrer Lampen zu imitieren. Die Aufteilung der Wellenlängen-Bereiche kann sich demnach so gestalten, dass die Strahler zu etwa 22 Prozent im IR-A-Bereich arbeiten (die Sonne strahlt etwa zu 39 % IR-A-Wellen aus), zu 55 Prozent im IR-B-Bereich und zu 23 Prozent im IR-C-Bereich.

Ein anderer Hersteller hat mit einem patentierten System einer Wasserfi lterung das C- und B-Spektrum nahezu eliminiert, so dass diese Strahler hauptsächlich im IR-A-Bereich arbeiten. Günstige „Baumarkt-Lampen“, aber auch neuartige Infrarot-Paneele arbeiten überwiegend im IR-CBereich. Die Preisunterschiede sind erheblich, doch lässt es sich nicht immer am Preis festmachen, in welcher Wellenlänge die IR-Lampen arbeiten. Man sollte sich beim Hersteller über die Spektralverteilung der jeweiligen Lampen informieren.

Infrarot A geht in die Tiefe

Was sind aber nun die Auswirkungen der unterschiedlichen Wellenlängen in der Praxis? Vergleichen wir die Tiefenwärmestrahler, die im IR-A-Bereich arbeiten mit Infrarot-C-Strahlern. Beim Tiefenwärmestrahler erfolgt die Erwärmung von tieferen Körperstrukturen. Diese Wärme regt den Stoffwechsel an und kann deshalb auch zu einer Muskelentspannung beitragen. Der Körper wird direkt erwärmt, die Wärme kommt im Inneren des Körpers zu tragen. Die Infrarot-C- und B-Strahler hingegen erhitzen nur die Luft beziehungsweise die Oberfl äche der Haut. Man benötigt wesentlich mehr Energie, bis die Wärme in den Körper geleitet wird, um den Stoffwechsel anzuregen. Die meiste Wärme geht oberfl ächlich verloren. Der Körper erwärmt sich insbesondere über die erhöhte Raumtemperatur über die Strahler, also über die Luft. Im Pferdesolarium entweicht die warme Luft aber sofort in die Umgebung, weil die Solarien auch nicht in umschlossenen Räumen stehen, sondern im kalten Stall. Somit ist der Einsatz von Infrarot-C-Strahlern für das Pferdesolarium weniger sinnvoll. Es wird zu viel Energie vergeudet, denn man will ja nicht die Stallluft erwärmen, sondern das Pferd.

Zum Aufwärmen der Muskulatur des Pferdes vor der Arbeit eignen sich Solarien also nur bedingt. Eine oberfl ächliche Erwärmung der Haut bringt der Muskulatur kaum Vorteile. Lediglich die Tiefenwärmestrahler können mehr leisten.

Die Blutgefäße weiten sich in den unteren Hautschichten, so dass die Durchblutung und der Stoffwechsel angeregt werden. Dieser Effekt ist für die bevorstehende Arbeit durchaus als positiv zu bezeichnen, trotzdem kann man sich keine einzige Minute der eigentlichen Aufwärmarbeit ersparen. Diese besteht in erster Linie daraus, zunächst über eine zehnminütige Schrittarbeit die Gelenke durchzubewegen, damit die Synovia dünnfl üssiger wird und sich dadurch gleichmäßig im Gelenk verteilt. Anschließend kann der Kreislauf beansprucht werden, wobei jetzt erst die Muskulatur über die Bewegung und vermehrter Durchblutung erwärmt wird.

Vor oder nach der Arbeit?

Das Solarium hat also vor der Arbeit einen positiven Effekt auf die Durchblutung und den Stoffwechsel, weil auch Stoffwechselschlacken schneller abtransportiert werden, jedoch ist es kein Ersatz für die Aufwärmarbeit des Pferdes. Neuere Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass Pferde, die vor der Arbeit regelmäßig in den Genuss des Solariums gekommen sind, erheblich weniger Rückenprobleme hatten als die Kontrollgruppe. Für den Einsatz nach der Arbeit zum Trocknen eines verschwitzten Pferdes ist das Solarium denkbar ungeeignet. Obwohl von diversen Herstellern propagiert, haben Praxisversuche keine zufrieden stellenden Ergebnisse gebracht. Im Gegenteil: Stellt man verschwitzte Pferde unters Solarium wird dem Pferd noch mehr Wärme zugeführt. Dabei bedeutet das Schwitzen eine Abfuhr von überschüssiger Wärme. Deshalb beginnen Pferde unter dem Solarium noch mehr zu schwitzen. Vom therapeutisch/energetischen Standpunkt aus gesehen führt man noch mehr Energie zu, während das Pferd sowieso schon zu viel Wärmeenergie über das Schwitzen abzubauen versucht. Damit erreicht man insbesondere im Rückenbereich (auf den das Solarium hauptsächlich einwirkt) einen Energiestau – dem Verlauf der Yang-Meridiane, die nicht selten einen Energieüberschuss aufweisen –, der sich auf die Energieverteilung im Körper nur negativ auswirkt.

Die Rotlichtlampen des Solariums bringen über die Wärme, aber auch über das rote Licht, welches stark tonisierend wirkt, enorme Energie in den bestrahlten Bereich des Körpers. Da vor allem nach dem Reiten vor allem die Sattellage verschwitzt und heiß ist, kann eine zusätzliche Zuführung von Wärme- und Lichtenergie nur negative Auswirkungen auf den Organismus des Pferdes haben.

Für die Trocknung eines verschwitzten Pferdes hat sich immer noch die gute alte Abschwitzdecke mit einer Lage Stroh darunter am besten bewährt. Das Stroh schafft ein Luftpolster und nimmt die Feuchtigkeit des vom Pferd abgegebenen Wasserdampfes auf. Eine gute Abschwitzdecke ist luftdurchlässig, wobei der Dampf auf der Deckenoberfl äche kondensiert. Nach etwa 20 bis 30 Minuten (je nach Felldichte und Stärke des Schwitzens) ist das Pferd abgetrocknet.

Bestenfalls können noch Föns für die Pferdetrocknung sinnvoll sein, weil die angewärmte Luft abtransportiert wird. Das Solarium hingegen bringt das Pferd noch mehr zum Schwitzen. Wenn das Pferd aber ausgekühlt ist und ohne Abschwitzdecke in der Kälte länger Zeit stehen musste, ist das Pferd nach wie vor nass. In diesem Fall hat das Pferd die ganze Wärmeenergie abgegeben, das Fell hingegen ist allerdings nicht trocken. Das Pferd beginnt zu frieren und Erkältungskrankheiten drohen. In diesem Fall kann das Solarium sehr wertvoll sein, weil es innerhalb kurzer Zeit das Pferd erwärmt und auch die Trocknung gewährleisten kann. Es ist aber nicht sinnvoll, diesen Zustand absichtlich herbeizuführen und das Pferd zuerst vollkommen auskühlen zu lassen, um es dann – immer noch nass – unters Solarium zu stellen. Im Notfall aber wäre es eine sinnvolle Lösung.

Infrarotlicht in der Therapie

Die Wärmetherapie hat sich bei der Behandlung insbesondere von chronischen Erkrankungen hervorragend bewährt. So profi tieren auch Pferde-Patienten von den positiven Eigenschaften des Solariums. Man hat festgestellt, dass die Infrarot-Strahlung auch die Wundheilung beschleunigt. Deshalb kommen Infrarot-Softlaser unter anderem für die Wundbehandlung zum Einsatz. Bei einem Pferd, bei dem eine 20 Zentimeter lange Risswunde genäht wurde, setzten wir den Laser zur Wundbehandlung ein. Anstatt nach zehn, konnten wir bereits nach sieben Tagen die Fäden entfernen. Die Wundnaht verheilte außerdem so sauber, dass eine Narbe weder zu sehen noch zu spüren ist.

Neben dem positiven Einfl uss auf die Wundheilung (bei entzündeten Verletzungen sollte man allerdings keine Rotlichtbehandlung durchführen) eignet sich der Einsatz der Infrarotstrahlung auch bei chronischen Gelenkserkrankungen hervorragend. Pferde mit Arthrose und Muskelschmerzen sind die idealen Kandidaten für die Sitzung unter dem Rotlicht. Aber auch bei chronischen Atemwegserkrankungen hat sich das Solarium als unterstützende Therapie insbesondere in der kalten Jahreszeit bewährt.

Wenn man sich für die richtige Ausstattung des Solariums entscheidet und es korrekt einsetzt, können die Rotlichtlampen viel Gutes bewirken. Bei falschem Gebrauch hingegen kann man auch eine negative Wirkung erzielen. In unserer Praxis setzen wir lediglich Infrarot-A-Strahler ein, wobei hauptsächlich Pferdepatienten mit chronischen Gelenkserkrankungen (Arthrose) sowie nichtentzündlichen Muskelproblemen in den Genuss des Rotlichts kommen.



Quelle:
Renate Ettl für westernreiter (EWU)


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