"Hobbeln
ist tierschutzwidrig", so formuliert es die Deutsche Reiterliche
Vereinigung (FN) auf Anfrage in einer Mitteilung. Grund dafür
war die Demonstration der Desensibilisierungstechnik "Hobbeln"
von Kay Wienrich auf der EQUITANA 2023 (mehr
dazu hier).
Die Tierschutzwidrigkeit sei "über das Tierschutzgesetz und
die Leitlinien Tierschutz im Pferdesport zu begründen", heisst
es weiter, "es muss davon ausgegangen werden, dass beim Hobbeln
ohne vernünftigen Grund Angst und Schäden bzw. Leiden und Schäden
entstehen können."
Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V.
(VfD) lehnt "diese Art der Fixierung" ebenfalls aus Tierschutzgründen
ab, sieht aber das "Tüddern" als "tiergerechte Alternative"
(siehe
hier).
Damit nimmt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) einen grundsätzlich
anderen Standpunkt ein als vor allem im Westernreiten ansässige
Trainer und Reiter.
So erläutert beispielsweise Pferdeprofi Bernd Hackl in seinem
Videoformat "7P CoffeeTime" sachlich das
Hobbeln, die anwendungsbezogenen Hintergründe und nimmt dazu
Stellung.
Hackl erklärt dabei auch, wieso er selber die Hobbeltechnik
seit 2004 nicht mehr praktiziert: Einerseits, weil die Anwendungsgrundlagen
schlichtweg nicht gegeben seien, andererseits aufgrund der "Dummheit
der Menschen", die solche Praktiken möglicherweise ohne
professionelle Anleitung nachahmen würden. Hobbeln sei in vielen
Ländern Teil im Rahmen der täglichen Arbeit der Pferde
dort (Viehtrieb etc.), während in Deutschland schlichtweg als
"Job für Pferde" nur noch die "Hufschlagüberlebensstrategie
der FN" übriggeblieben sei, in der "ein bisserl von
Buchstaben zu Buchstaben" geritten würde, so Hackl weiter.
Tatsächlich reiht sich der "Hobbelgate" auf der EQUITANA
2023 nun in eine ganze Reihe von Skandalen im Pferdesport ein, in
der die Position der FN oft kritisch gesehen wird. Anfang 2022 stand
die Reiterei im Fall Ludger Beerbaum ("Barr-Skandal")
massiv in der Kritik (siehe
hier), vor wenigen Tagen hatte die FN ein Disziplinarverfahren
dazu eingestellt (siehe
hier), nachdem bereits die Staatsanwaltschaft Münster im September
2022 das dort anhängige Strafverfahren eingestellt hatte.
Im Rahmen der 7P RanchTalks
hatte Kerstin Rester, Trainerin auf Bernd Hackls 7P Ranch, zu einem
Gespräch eingeladen, in der es in einer Diskussion mit drei Gästen
um das "Image des Reitsports in der Öffentlichkeit" ging:
Die lange Liste der Skandale im Reitsport ist nun um ein Kapitel länger:
Bereits im Jahr 1990 wurden Bilder vom sog. "Barren" veröffentlicht,
2013 wurde mit Ausnahmehengst Totilas auch der Begriff Rollkur "berühmt".
2009 (Ludger Beerbaum) und 2013 (Isabell Werth) machten massive
Dopingvorwürfe die Runde, der Einsatz von Gerten brachte 2017
(Galoppderby) und 2021 (Olympische Spiele in Tokio) den Pferdesport
in Verruf.