(Anne Wirwahn) Dressur
meets Western, Western meets Springreiten. Bereits zum zweiten
Mal im Laufe der EQUITANA 2011 gab es am Freitagvormittag ein
Experiment der besonderen Art: Dressurreiterin Anabel Balkenhol
(WM-Mannschaftsbronze in Kentucky), Vielseitigkeitsreiterin Eva
Böckmann und Westernreiterin Diana Royer haben untereinander die
Pferde getauscht.
Nachdem Diana Royer
(www.five-star-westerntraining.de) bereits am Dienstag eine schöne
und harmonische Darbietung des Westernreitens auf Einladung des
Vereins XENOPHON (www.xenophon-classical-riding.org) gegeben hatte,
ergab sich auch am Freitag noch einmal die Gelegenheit, unter
der Schirmherrschaft des Vereins, der sich der klassischen Reitkultur
und einer pferdefreundlichen, auf Gesundheit und Wohlbefinden
des Pferdes ausgelegten Ausbildung widmet, das Westernreiten zu
demonstrieren. Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig
solche ansprechenden Auftritte vor "fachfremden", also nicht-westernreitendem
Publikum sind; dem Ruf unseres Sports und dem Westernreiten insgesamt
kann dies nur gut tun; gerade in Zeiten großer Diskussionen um
die Gesunderhaltung der Pferde im Westernreitsport oder auch im
Hinblick auf die in diesem Jahr erhitzt geführte Debatte um das
Thema Rollkur.
Für Diana Royer scheint
der Pferdetausch mit den Kollegen der klassischen Reiterei eindrucksvoll
gewesen zu sein. Sie hatte im Sattel von Eva Böckmanns Vielseitigkeitspferd
Platz genommen. "Der Schwung ist toll. Das Pferd nimmt einen so
toll mit im Galopp. Ich habe den Eindruck, dass es ihm richtig
Spaß macht." Dass Diana Spaß hatte, konnten die Zuschauer auch
von außen sehen. Mit einem Grinsen im Gesicht kam sie die lange
Seite hinuntergaloppiert.
Worin aber besteht der große Unterschied zwischen einem Western-
und einem klassisch gerittenen Pferd? "Wir Westernreiter wollen
die totale Kontrolle. Unsere Pferde machen alles genau so, wie
wir es von ihnen verlangen." Alleingänge sind also unerwüscht.
"Die Kommunikation mit dem Pferd ist eine andere. Das Westernpferd
fragt immer wieder, ,Mache ich das richtig? Soll ich weitermachen?'.
Das klassisch gerittene Pferd sagt: ,Ach das möchtest Du! Okay
mache ich!'" Besonders aufgefallen ist Diana der Unterschied als
es ans Springen ging. "Das Pferd zieht den Sprung ganz von selbst
an. Das wäre bei uns undenkbar."
Und was sagt die Vertreterin der klassischen Reiterei über das
Gefühl im Westernsattel? "Es ist unglaublich, wie sensibel die
Pferde reagieren. Aber es ist natürlich eine große Umstellung,
so gar keinen Kontakt mit den Zügeln aufzunehmen. Die Hilfengebung
ist einfach eine völlig andere. Ich muss die Beine nach vorne
strecken und darf auch keine Kreuzhilfen geben. Daran muss man
sich erst mal gewöhnen."
In einem Punkt waren die Beteiligten sich jedenfalls einig: Ein
Pferd bleibt ein Pferd, egal was für ein Sattel drauf liegt.
FN präsentiert: "Westernreiten - ein vielseitiger Sport" mit
Reining-Bundestrainer Kay Wienrich
Auch der Reining-Bundestrainer präsentierte die populäre Westernreitsport-Disziplin
bereits am Western-Donnerstag vor klassischem Publikum, diesmal
auf Einladung der FN. Linda Leckebusch hatte am Vormittag bereits
Elemente der Ausbildung des Westernpferde im FN-Ring in Halle
11 demonstriert. Kay Wienrich war gar die große Arena in Halle
6 vorbehalten. Mit reiterlicher Unterstützung von Oliver Stein
und Christina Tolksdorf führte Kay Wienrich in die Feinheiten
des Reining-Sports ein; die Tribünen waren, wie während des gesamten
Donnerstags, mehr als gut gefüllt. Ein Zeichen für das nach wie
vor große Interesse am Westernreitsport.
"Die Aufgaben sind sehr anspruchsvoll, unter anderem auch deshalb,
weil sie am losen Zügel geritten werden. Der Reiter muss sich
auf sein Pferd verlassen können." Bei der Reining ist es also
ein bisschen so, wie in der Dressurreiterei: Was mühelos aussieht,
ist in der Regel auch gut.
Eines seiner Themen war der Spin: Kay Weinrich ließ die beiden
Reiter Oliver Stein und Christina Tolksdorf, die mit ihren Pferden
das Gesagte demonstrieren: die Entwicklung der Lektion vom langsamen
Drehen zur Entwicklung des Spins, bei dem man jede Bewegung verfolgen
kann, bis hin zur rasanten Trabbewegung um den inneren Hinterhuf.
Als weiteres wichtiges Element war natürlich auch der Sliding
Stop Thema. "Einen guten Stop kann man den Pferden nur bedingt
beibringen. Das ist eine Talentfrage. Erfahrene Trainer können
schon bei Dreijährigen auf dem Paddock erkennen, ob sie eine Begabung
für den Slidung Stop haben." Wienrichs Fazit: Man kann jedes Pferd
zum Stoppen bringen. Aber ein gelungener Sliding Stop klappt nur
mit einem Pferd, das die nötigen physischen und psychischen Voraussetzungen
mitbringt.